Am 11. und 12. Februar fand zum ersten Mal die neue Do-it-yourself-Messe „Falkensee kreativ“ in der Falkenseer Stadthalle statt. An 64 Ständen konnten sich die neugierigen Besucher mit handgemachten Dingen wie der Alles-wird-wieder-gut-Salbe, scharfen Messern, farbenfrohen Holzbrettern oder bunten Perlenketten eindecken.
In Mitmach-Workshops ließ sich aber auch gleich an Ort und Stelle erlernen, wie sich Körbe flechten, Perlen-Engel basteln oder Kettenanhänger aus Aluminiumdraht fertigen lassen. Der Andrang war enorm.
Am Samstag um zehn Uhr ging es los. Für Jens Nippe von der Firma VT-Veranstaltungen aus dem Ort Freiensteinau war es ein Debut. Er ist mit seiner Kreativ-Messe in jedem Jahr in bis zu 15 deutschen Städten zu Gast. In der Falkenseer Stadthalle war er zum allerersten Mal. Vom Andrang zeigte auch er sich überrascht: Die Halle war schnell mehr als voll. Die Besucher waren anscheinend über alle Maßen neugierig.
Jens Nippe: „Mein Vater hat bereits 1976 damit angefangen, solche reisenden Ausstellungen anzubieten. Wir sind ein echtes Familienunternehmen und machen das bereits seit gut 50 Jahren. Wir suchen immer gezielt nach Orten, an denen die Aussteller und die Besucher kostenfrei parken können und wo die Hallenmieten noch bezahlbar sind. Deswegen sind wir auch nicht in Berlin, sondern im Speckgürtel. Wir haben aber im Großraum Berlin großflächig plakatiert, um die Menschen auf unseren Kreativ-Event aufmerksam zu machen. Das hat sehr gut funktioniert.“
64 Aussteller waren dem Aufruf von Jens Nippes Lebensgefährtin Vira Turchyn gefolgt. Zum Teil waren sie extra aus Holland, Kasachstan oder der Ukraine angereist, um die eigenen Waren zu präsentieren. Jens Nippe: „Während der Corona-Pandemie haben die Menschen das Basteln, Nähen und Stricken, den Do-it-Yourself-Trend, das Upcycling und das Kunsthandwerk wiederentdeckt – und Freude am Selbermachen gefunden. Da ist ein großes Interesse gewachsen. Das können wir mit unserer Veranstaltung befriedigen. Zu unserem Debut in Falkensee sind vor allem unsere Stammhändler gekommen. Andere warten noch ab. Wir kommen auf jeden Fall im nächsten Jahr wieder – zur gleichen Zeit. Wir könnten uns gut vorstellen, neben der Veranstaltungshalle und dem Foyer auch die Sporthalle mit zu nutzen. Das Potenzial dafür ist da.“
Ein neugieriger Spaziergang durch die auf einmal so viel Kreativität versprühende Stadthalle zeigte zunächst durchaus kommerziell ausgerichtete Stände. Hier gab es lederne Handtaschen, quietschegelbe Zitronenauspresser, süffigen Schnaps, Bio-Schwarzkümmel, eine Möbelpflege auf rein pflanzlicher Basis und einen wundersamen Alleskleber.
Das war noch nicht das besondere kreative Angebot, das sich die Besucher versprochen hatten. Das fand sich aber durchaus auf den zweiten Blick. Naturheilerin Karin Baneth aus Heimbach präsentierte eine Alles-wird-wieder-gut-Salbe aus natürlichen Zutaten. André Goldammer aus Leipzig zeigte seine handgefertigten Messer. Und Timothy Laughman aus Hemmoor hatte Schmuckstücke aus recyceltem Silber und Gold dabei.
Aus der unmittelbaren Nachbarschaft stammte Petar Mandaric von Tactumholz.eu aus Velten. Er präsentierte handgearbeitete Servier- und Küchenschneidebretter, die aus Nuss, Ahorn, Kirsche oder Mahagoni gefertigt waren: „Meine Bretter bestehen aus verschiedenen Hölzern, die ich mosaikartig zusammenleime und dann solange schleife, bis die Bretter ganz glatt sind. Das finden die Leute super. Holz ist so ein warmer, toller Naturbaustoff. Meine Bretter sind etwas teurer, aber sie halten auch problemlos 20 Jahre lang.“ Und ein Hingucker sind sie eben auch.
Annette Grochowski aus Hennigsdorf lockte die Besucher mit dem Spruch: „Hier könnt ihr euer eigenes Kunstwerk ertreten.“ Wer auf dem Colorbike von Eventbike-berlin.de Platz nahm, trat in die Pedale und sorgte mit der so erzeugten Kraft dafür, dass eine runde Scheibe in Rotation versetzt wurde. Zuvor aufgebrachte Acrylfarbe wurde dabei von innen nach außen getragen und malte auf diese Weise die Scheibe an. Mit einem nachträglich angebrachten Uhrwerk konnte so schnell eine ganz individuelle Wanduhr gefertigt werden – mit der Kraft der eigenen Beine. Annette Grochowski: „Das ist Kunst und Sport auf einmal.“
Aus Schönwalde-Glien war Anke Köhler von Baumstücke.de angereist. Sie verkaufte kunstvoll aus Holz gedrechselte Schalen – aus Walnuss, Buche oder Kirsche: „Ich habe mitten in der Corona-Zeit mit meinen Holzarbeiten angefangen. Inzwischen habe ich so viele Schalen, dass ich mich von einigen schon allein aus Platzmangel trennen muss. Die Kreativmesse ist erst mein zweiter Markt überhaupt, den ich als Aussteller besuche. In Schönwalde wissen es meine Nachbarn schon: Wer mir einen gefällten Baum vorbeibringt, bekommt zum Dank immer eine Schale aus dessen Holz geschenkt. Inzwischen habe ich aber mehr Bäume, als ich verarbeiten kann.“
Eine echte Entdeckung neben Stempeln, umfangreichen Knopfsammlungen, Stoffen, Wollfäden, Schmuckstücken, Anziehsachen, handgefertigten Musikinstrumenten, Stanzern, Aufnähern, Perlen, Ketten, Kerzen, Mützen, selbstgeschriebenen Büchern und handbemalten Kinderhockern war auch das Angebot von Klaus Reuter von Teelichter.net aus Klosterfelde. Er zeigte handgefertigte Birkenbretter mit einem ganz besonderen Lichteffekt: „Wir integrieren in unsere Birkenbretter ein Patent von Wax Ball. Hier brennt ein nicht verbrennbarer Docht, indem er eine vom Docht getrennte Paraffinkugel erhitzt, die ihre brennbare Substanz langsam auf den Docht tropfen lässt. Eine Kugel hält etwa 100 Minuten lang und verbrennt rückstandsfrei. Bei den klassischen Teelichtern bleibt ja immer ein Rand Wachs übrig – und die Metallhülle.“
Wer wollte, konnte sich vor Ort auch die Hände mit Henna-Farben bemalen lassen, sich beim Kinderschminken anstellen, einen eigenen Korb flechten, den Viking-Knit erlernen, das Häkeln üben, Holzwaren mit dem Laser gravieren, eine eigene Heilsalbe ansetzen oder Papierstanzer ausprobieren.
Auch ans Essen wurde gedacht. So gab es auf der Veranstaltung nicht nur italienisches Mandelgebäck, sondern auch leckeren Datteltee aus Marokko. Über mangelnde Vielseitigkeit konnte man bei „Falkensee kreativ“ (www.kunstundkreativmarkt.de) auf jeden Fall nicht meckern.
Anke Sach aus Falkensee gehörte zu den ersten Besucherinnen: „Ich wollte einmal schauen, was es hier alles Schönes gibt. Ich habe bereits einen Korb und Tee gekauft. Ich hätte nur gedacht, dass es mehr Angebote zum Mitmachen gibt. Hier stand doch das Verkaufen bereits fertiger Dinge mehr im Mittelpunkt.“
Auch Gösta John aus Falkensee war neugierig: „Ich bastele gern und probiere immer wieder etwas Neues aus. Ich habe schon mit Holz gearbeitet und mich am Goldschmieden versucht. Ich hätte mir noch mehr Rohmaterialien zum Basteln gewünscht.“
Um genau das zu finden, bieten sich dann vielleicht doch eher die „Brandenburger Kreativtage“ im „Erlebnispark Paaren“ an, die in der Regel im November stattfinden. Aber es ist ja von Vorteil, wenn sich beide Veranstaltungen etwas voneinander unterscheiden. Die Havelländer haben ab sofort jedenfalls zwei Kreativmessen, die sie besuchen können, um sich inspirieren zu lassen. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 204 (3/2023).
Der Beitrag Von Hand gemacht: Neue Kreativ-Messe „Falkensee kreativ“ zum ersten Mal in Falkenseer Stadthalle! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).