Falkensee scheint ein echtes Eldorado für alle Biologen und Naturfreunde zu sein. Einen ganz besonderen Fund machte in diesem Monat Robert Stresow von Stresow Bestattungen. Er entdeckte in seinem Garten einen lebendigen Hirschkäfer. Das ist der größte Käfer, den es in Europa überhaupt gibt. Das „Insekt des Jahres 2012“ ist allerdings sehr selten geworden und steht schon lange auf der Roten Liste.
Übrigens sind nur die Männchen so groß. Nur bei ihnen sind die beiden vorderen Kauwerkzeuge, die Mandibeln, zu gewaltigen Zangen ausgebildet. Mit ihnen können sie übrigens weder zwicken noch zwacken. Die Kiefer eignen sich einzig und allein dafür, Konkurrenten bei der Balz um das Weibchen geschickt vom Baum zu hebeln: Tschüss, Kumpel! Die Weibchen sind deutlich kleiner und ähneln dem Schröter. Kein Wunder, beide Käfer kommen aus der gleichen Familie.
Die dunkelbraunen Käfer leben oft nur einen Monat, also nicht besonders lang. Sie ernähren sich von Pflanzensäften, die etwa aus einer aufgerissenen Eichenrinde austreten. Der Hirschkäfer kann fliegen und schwärmt in der Dämmerung. Es kann also durchaus passieren, dass so ein respektabler Käfer mit viel Gebrumm durch ein offenes Fenster ins Schlafzimmer fliegt.
Wie beim Maikäfer, beim Nashornkäfer oder bei vielen anderen „großen“ Käfern auch verbringen die Tiere die meiste Zeit ihres Lebens unter der Erde. Die Larven des Hirschkäfers entwickeln sich vor allem in altem Eichenholz, das durch Pilzbefall bereits mürbe geworden ist. Fünf bis acht Jahre dauert es, bis die dann elf Zentimeter langen Engerling-Larven groß genug sind, um sich in einer faustgroßen Erdkammer zu verpuppen.
Dass der Hirschkäfer so selten geworden ist, liegt vor allem daran, dass unsere Wälder so „aufgeräumt“ sind. Es gibt eben keine toten Eichenstämme mehr, die viele Jahre lang im Wald vermodern. Aus diesem Grund kommt der Hirschkäfer vor allem dort noch häufig vor, wo es echte Eichen-“Urwälder“ gibt, die sich selbst überlassen wurden. Schön, dass sich ein so ansehnliches Exemplar doch bis nach Falkensee verirrt hat.
Fotos: Robert Stresow