Auf der Zielgeraden ist James Bond noch einmal ordentlich ins Stolpern geraten. Der Abschlussfilm von Daniel Craig in seiner Rolle als 007 kam nun endlich – mit 19 Monaten Corona-Verspätung – ins Kino. Dafür durfte sich der Zuschauer auf satte 163 Minuten Action freuen. „Keine Zeit zu sterben“ ist der 25. James Bond Film. Er feiert nicht nur ein starkes Jubiläum, sondern markiert auch das Ende der Ära Daniel Craig.
Der hat den coolen, wortkargen und explosiv gewalttätigen Geheimagenten so perfekt mit Leben gefüllt, dass man sich einen Nachfolger kaum vorstellen mag. Zwar ist die Klasse der Filme seit dem grandiosen „Casino Royale“ ein bisschen abgerutscht. Neugierig, wie die Macher hinter der Kamera den Craig-Lauf abschließen, ist man aber trotzdem.
Im neuen Film genießt James Bond seinen Ruhestand auf Jamaica. Ausgerechnet sein alter CIA-Freund Felix Leiter (Jeffrey Wright) holt ihn aber wieder aus der Rente zurück: Ein wichtiger Wissenschaftler ist entführt worden. Was als simple Rettungsaktion beginnt, eskaliert schnell. Rami Malek spielt hier den geistig angeschlagenen Bösewicht, der eine neue genetische Superwaffe einsetzen möchte, um seine irren Pläne durchzusetzen. Schnell mischt auch der MI6 wieder mit – und James Bond bekommt es mit seiner 007-Nachfolgerin zu tun.
Zunächst einmal: Actionfreunde werden vom neuen Bond schwer begeistert sein. Es gibt gleich eine ganze Reihe wirklich gelungener Sequenzen, in denen James Bond zeigen kann, dass er rein körperlich mehr einstecken kann als zehn John McClanes aus „Stirb langsam“. Regisseur Cary Joji Fukunaga hat sich hier wirklich etwas einfallen lassen, um die sehenswerten Kulissen, in denen sich James Bond mit garstigen Gegnern beschäftigen muss, perfekt zu nutzen. Insbesondere auf der ganz großen Leinwand entwickeln die Action-Szenen eine Ausdrucksstärke, die Fans der Serie mit allem versöhntn, was der Film ansonsten vielleicht verbockt. Cool ist, dass es viele Szenen gibt, in denen die Gewalt einen so unvermittelt, rough & dirty anspringt, dass man keine Zeit findet, um sich auf sie vorzubereiten.

Und – es geht wieder auf eine Weltreise der Superlative. Der Film beginnt in Süditalien in der Kleinstadt Matera, wechselt dann nach London über, springt nach Jamaica, findet in Kuba seine Fortsetzung und setzt am Ende auch noch Norwegen und das japanisch-russische Meer mit auf die Reiseliste. Gerade in Zeiten, da das eigene Reisen nicht möglich war, kitzelt das ordentlich Fernweh wach.
Was nervt, ist das: Der neue Film steht nicht für sich alleine, sondern ist sehr eng mit den Vorgängern verknüpft. Wer nicht mehr weiß, was in „Skyfall“ oder „Spectre“ passiert ist, hängt bei „Keine Zeit zu sterben“ wahrscheinlich das ein oder andere Mal entnervt in der Luft, weil er nicht versteht, welche Bedeutung einzelne Charaktere haben. Das war früher schöner, als jeder Film noch für sich alleine stehen konnte.
Gelungen ist, dass kaum ein anderer Film so tief in James Bond zerschunde Seele geschaut hat wie dieser. Es geht wahrlich emotional zu. Und das Ende des Films ist unfassbar, sehr mutig und ein echter Bruch der James-Bond-Historie. Man sollte den Film schnell sehen, bevor einem die Spoiler alles versauen.
Aber, und das „Aber“ muss kommen: Am Ende passt von der Story her vieles überhaupt nicht zusammen. Der Fan, der geistig mitdenken möchte, kratzt sich das ein oder andere Mal sehr entnervt am Kopf. (CS / Bilder: Universal)
Fazit: 4 von 5 Sternen (FSK 12)
Spieldauer: 163 Minuten
Kinostart: ab sofort
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=EeQPNLFFe3k
Dieser Artikel stammt aus „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 91 (10/2021).
Der Beitrag Kino-Filmkritik: James Bond – Keine Zeit zu sterben erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).