Passend zum 31. Jubiläum der Deutschen Einheit konnte man große politische Reden schwingen, für noch mehr Mitbestimmung auf die Straße gehen oder aber einen ganz ruhigen Tag im Kreis der Familie verbringen. Oder: Man beteiligte sich an einer friedlichen, landesweiten Aktion, die im letzten Jahr gestartet wurde und in diesem Jahr ihre erste Fortsetzung fand: „Deutschland singt“. Auch in Dallgow-Döberitz stand die „musikalische Danke-Demo“ zum zweiten Mal auf der Agenda: 150 Besucher strömten auf den Bahnhofvorplatz – zu „Dallgow singt“.
Der dritte Oktober. Tag der Deutschen Einheit. Abends. Bereits gegen halb Sieben brachten sich die Mitglieder vom Kirchenchor Dallgow und die Musiker vom Bläserchor PD Brass auf dem Bahnhofvorplatz von Dallgow-Döberitz in Stellung. Am extra herbeigeschafften E-Piano nahm Natalia Mittendorf Platz.
Diese musikalische Vorbereitung hatte durchaus einen tieferen Sinn. Denn einmal mehr hatten die Dallgower Kirchengemeinden zur Danke-Demo „Dallgow singt“ eingeladen. Das Ziel des gemeinsamen Singen sollte es sein, Menschen aus allen Kulturen und Generationen in friedlicher Weise zusammenzubringen. Astrid Eichler, Mitglied der Dallgower Organisationsgruppe: „Das Singen verbindet. Ost und West. Männer und Frauen. Arm und Reich. Städter und Dörfler. In diesem Jahr nehmen ganze 280 Orte in ganz Deutschland an der Aktion Deutschland singt‘ teil. Wir sind froh, dass Dallgow-Döberitz einer dieser besonderen Orte ist. Schirmherr der ganzen Aktion ist übrigens der Präsident des Deutschen Bundestages, also Dr. Wolfgang Schäuble.“
Bei der Premiere von „Dallgow singt“ waren im letzten Jahr aus dem Stand heraus und sehr überraschend 300 Besucher auf dem Bahnhofvorplatz mit dabei. In diesem Jahr fand sich in etwa die Hälfte vor dem „Casa Toro Negro“ ein, um gemeinsam zu singen.
Pünktlich um 19 Uhr startete passend zum Tag der Deutschen Einheit der glockenhelle Sanges-Chor in Dallgow-Döberitz. Philipp Ternes, Mitglied des Dallgower Chors, verteilte vorher noch rasch kopierte Seiten mit den Texten der Lieder unter allen Teilnehmern, die sich die Texte nicht schon vorab im Internet heruntergeladen hatten. Er erklärte: „Auf der Seite ist neben den Texten sogar ein QR-Code zu finden. Über ihn lassen sich die Liedertexte direkt ins Handy laden. Hier lassen sie sich dank der Hintergrundbeleuchtung viel besser lesen.“
Die Besucher der Aktion waren dieses Mal deutlich besser auf die Veranstaltung vorbereitet als beim Debut. Viele hatten sich extra für die angesetzte Gesangsstunde im Freien Klappstühle von Zuhause mitgebracht. Viele hatten auch Laternen und Kerzen mit dabei, um die Liedtexte in ihrem Schein besser lesen zu können. Insbesondere die Kerzen sorgten auf dem schnell in Dunkelheit versinkenden Bahnhofvorplatz für die passende besinnliche Atmosphäre.
Elisabeth Fleisch vom Dallgower Chor: „Wir haben zehn Lieder aus verschiedenen Epochen und Kulturkreisen gesungen, darunter auch die Deutsche Nationalhymne und die Europahymne. Schade war natürlich, dass unsere Kantorin Therese Härtel, die das erste ‚Dallgow singt‘ organisiert hatte, am dritten Oktober krank war und somit nicht mit dabei sein konnte.“
Gesungen wurden u.a. bekannte Lieder wie „We Shall Obercome“, „Von guten Mächten“, „Der Mond ist aufgegangen“, „Kein schöner Land“, „Nun danket alle Gott“ oder „Hevenu Shalom Alechem“. Auch recht moderne Lieder wie „Thank you for the music“ standen auf dem Programm.
Sogar der Klassiker „Über sieben Brücken musst du gehen“ von Peter Maffay wurde Strophe für Strophe gesungen. Dazu fiel Astrid Eichler spontan ein: „Wir brauchen Brücken. Die sieben aus dem Lied werden gar nicht reichen. Ich denke, dass wir tausend Brücken bauen müssen, um in diesen Zeiten die Deutsche Einheit für uns zu bewahren. Wir müssen die Einheit wieder mehr für uns ergreifen und gestalten.“
Schade war, dass viele Lieder in genau der gleichen Version bereits im letzten Jahr gesungen wurden. Hier hätte man leicht neue Lieder finden können, die zur friedlichen Botschaft passen – und das Portfolio erweitern.
Dass in diesem Jahr nur etwa 150 Sängerinnen und Sänger auf dem Platz erschienen waren, ist bedauerlich, lag aber auch daran, dass viele Havelländer im Vorfeld nichts von der geplanten Aktion mitbekommen hatten. Uwe Lachmann: „Im letzten Jahr klang der gemeinschaftliche Chor doch noch um einiges lauter und stimmgewaltiger.“
Gerhard Franzen, der in Dallgow-Döberitz den beliebten roten Bürgerbus mit ins Rollen gebracht hat, war trotzdem begeistert. Er sang mit der brennenden Kerze in der Hand fleißig mit: „Es ist schön, dass wir ein solches Event bei uns in Dallgow-Döberitz haben. Das war bereits im letzten Jahr gigantisch. ‚Dallgow singt‘ ist natürlich an den Tag der Deutschen Einheit gekoppelt. Aber ich könnte mir so einen Abend mit Gesang auch wunderbar im Advent vorstellen.“
Und Monika Rohwer sagte: „Die Atmosphäre bei ‚Dallgow singt‘ ist einfach eine ganz besondere. Die Aktivität der Menschen sorgt dafür, dass unser Bahnhofvorplatz zu einem ganz besonderen Ort wird.“
Eine gute Stunde dauerte die Danke-Demo (https://3oktober.org) mit Klaviermusik und Blasorchester, dann war die für alle Beteiligten kostenfreie Veranstaltungen auch schon wieder vorbei. Und schon zerstreuten sich die Dallgower, um Minuten später einen komplett menschenleeren Platz zurückzulassen. (Text/Foto: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 188 (11/2021).
Der Beitrag „Dallgow singt“ 2021: 150 Dallgower sangen zum Tag der Deutschen Einheit! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).