In jedem Haushalt gibt es doch ein paar Dinge, die braucht eigentlich kein Mensch mehr. Sie sind aber noch immer viel zu schade für die Mülltonne. Die Hausbesitzer in Schönwalde-Glien haben einen tollen Weg gefunden, um sich von ihren ausrangierten Besitztümern zu trennen. Sie laden einmal im Jahr zum gemütlichen Garagentrödel ein. Die fünfte Neuauflage in 2021 war wieder ein voller Erfolg. Viele Trödelfreunde nutzten die beiden Event-Tage zu einer Fahrradtour mit Schnäppchengarantie.
In der Siedlung von Schönwalde-Glien findet einmal im Jahr der Garagentrödel statt. Angestoßen wurde diese Veranstaltung vor fünf Jahren vom CDU Gemeindeverband Schönwalde, vor allem aber von Ideengeber, Anschieber und Kümmerer Gerd Goullon. Längst beteiligen sich aber auch ganz parteiunabhängig „Sympathisanten des Trödels“ an der Umsetzung.
Auch in diesem Jahr wurde der Garagentrödel wieder auf zwei Sonntage aufgeteilt. Am 13. Juni war die Nordseite an der Reihe, am 20. Juni stellte die Südseite ihren Trödel vor die Einfahrt. Die „Straße der Jugend“ fungiert dabei wie immer als Trennlinie zwischen den beiden Trödelfeldern. Alle Teilnehmer konnten sich bereits im Vorfeld mit ihrer Adresse anmelden. Das war ein echter Vorteil, denn im Internet wartete auf der extra dafür eingerichteten Seite www.trodel-schoenwalde.de eine mit den Adressdaten gefütterte Übersichtskarte auf die neugierigen Besucher. Hier wurden alle verkaufswilligen Trödler in einer Straßenkarte verzeichnet. Das half beim Planen einer eigenen Route.
Mitorganisator Oliver Beuchel wartete zusammen mit seiner Lebensgefährtin Angelika Frärks im Germanenweg auf kaufwillige Kundschaft. Er war sehr positiv überrascht von der Anzahl der Teilnehmer im laufenden Jahr: „Hatten sich im letzten Jahr noch 50 Familien zum Garagentrödel angemeldet, so waren es in diesem Jahr bereits weit über 80. Es haben aber sogar noch mehr Familien mitgemacht. Viele haben auf Facebook von dem Event gelesen und dann einfach spontan das Garagentor aufgesperrt, um das Publikum anzulocken. Das Event hat sich wirklich verselbstständigt – und das ist auch gut so. Ich habe auch gehört, dass sich viele potenzielle Käufer mit Freunden zu einer Fahrradtour durch unseren Kiez verabredet haben. Man merkt nach dem Corona-Lockdown, dass die Menschen wieder Kontakt suchen. Das ist ja auch das ursprüngliche Ansinnen vom Garagentrödel. Dass man seine Nachbarn kennenlernt und über das Trödeln ins Gespräch findet.“
Bei Beuchel und Frärks gab es für kleines Geld ein Weinregal, Mocca-Tassen, eine alte Stereoanlage und einen ausrangierten Rumtopf zu erstehen. Angelika Frärks: „Wir staunen: Wir haben am Ende mehr verkauft, als wir das erwartet hatten.“
Garagentrödel: Eine tolle Chance vor allem für die Kinder
Als begeisterte Trödler zeigten sich vor allem die vielen Kinder aus der Nachbarschaft. Sie fanden endlich die Gelegenheit, sich von alten Spielsachen zu trennen, um ein paar Euros zum Taschengeld hinzuzuverdienen. Zumal ihnen beim Garagentrödel auch die Kundschaft sicher war: Bei schönstem Wetter waren wirklich viele Radfahrer und Spaziergänger in der Siedlung unterwegs.
Helena Grünwald (11) aus dem Cheruskerweg hatte keine Probleme damit, etwas zum Verkaufen zu finden: „Ich hatte schon im letzten Jahr für unseren Schulbasar all das beiseite gelegt, was ich nicht mehr brauche. Der Schulbasar musste dann aber wegen Corona abgesagt werden. Da kam mir der Garagentrödel gerade recht.“
Helena verkaufte Spielzeug, Bücher, DVDs, Klamotten und sogar ein altes Fahrrad: „Die Bücher gingen bislang am besten weg, ich habe schon den einen oder anderen Verkauf erzielen können. Was ich mit dem so verdienten Geld anfangen möchte, das weiß ich noch gar nicht. Vielleicht lege ich es für ein neues Handy beiseite.“
Auch in Germanenweg präsentierten sich die Kinder als ausgebuffte Geschäftsleute. Devin (11) und seine kleine Schwester Nil Sözen (8) hatten auf sieben laufenden Metern all das ausgestellt, was in ihrem Kinderzimmer nicht mehr zu ihrem Alter passte. Nil verkaufte „Mädchensachen“, Rucksäcke und Puppen, Devin hatte Lego, Playmobil, Brettspiele und Puzzles im Angebot. Hinzu kam ein ganzer Karton mit Sammelkarten. Devin: „Die sammle ich, seitdem ich sechs Jahr alt bin. In der Kiste waren doppelte und aussortierte Karten, unter anderem von Lego Ninjago, Star Wars und Lego NexoKnight.“
Das Geld kommt auch bei Familie Sözen in die Sparbüchse. Damit sich die Kinder später einmal einen besonderen Wunsch erfüllen können.
Auch die Trödelbesucher hatten viel Spaß
Nicht nur die Verkäufer hatten viel Freude am Garagentrödel 2021, sondern auch die Besucher. Sie gaben sich in den Vorgärten der Anwohner regelrecht die Klinke in die Hand.
Auch Marianne Lachmann (86) war mit ihrem Fahrrad mit dabei. Sie wohnt eigentlich in Berlin, kümmert sich aber in Schönwalde-Glien um einen Garten. Sie sagte: „Ich schau mir die ganzen Angebote vor Ort einfach einmal an. Ich suche nichts Bestimmtes, sondern lasse mich überraschen. Ich habe bereits eine schöne Topfpflanze gefunden, eine Funkie. Für mich hat sich die Fahrradtour schon gelohnt. Vor allem, weil man immer wieder neue Leute kennenlernt.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 184 (7/2021).
Der Beitrag Was kostet das? Garagentrödel 2021 in Schönwalde-Glien: Ein voller Erfolg! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).