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Channel: Seite 26 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Falkensee & Schönwalde-Glien: Die Black Metal Band „Maggots“ liebt es schwarz & düster!

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Mario Kaiser aus Falkensee und Gunnar Behrndt aus Schönwalde-Glien spielen seit über 25 Jahren zusammen in einer Band. Die heißt „Maggots“, was übersetzt „Maden“ bedeutet. Ihr Musikstil ist laut, schnell und nicht unbedingt fröhlich: Beim Black Metal geht es in den Texten weniger um Liebe als um Tod, Verderben und Pestillenz. Von diesem Fundament kann die lautstarke Band schon lange erfolgreich zehren. Nun suchen die „Maggots“ nach neuen Maden, vorrangig solchen, die auch Gitarre spielen können.

Wo übt man eigentlich am besten für eine Musikrichtung, die sich „Black Metal“ nennt und deren lebensverneinende Songs in der Regel äußerst laut gespielt werden? Wo lässt sich das am einfachsten realisieren, ohne dass den drangsalierten Nachbarn nach einer Session das verflüssigte Hirn zu den Ohren herausläuft?

Das gelingt am besten auf der Insel Eiswerder in Spandau. Im dritten Stock eines alten Industriebaus reihen sich die Probenräume vieler Bands aneinander. Hier haben auch die „Maggots“-Musiker einen mit technischem Gerät vollgestopften Raum für sich erobern können. Das Farbensehen muss dabei kein Besucher beherrschen: „Schwarz ist bunt genug“ ist das Motto in dem kleinen Raum, das von einem gewaltigen Schlagzeug auf einer improvisierten Bühne dominiert wird.

Gegründet wurde „Maggots“ 1993 von Gunnar Behrndt (49), der den Bass spielt, alle Songs schreibt und auch die Texte singt: „Ich stamme ursprünglich aus Magdeburg, wohne aber schon seit 1982 in Schönwalde-Glien. Ich arbeite in der Region im Logistik-Bereich. Schon als Kind hatte ich die Idee von einer eigenen Band. Ich wollte immer schon eine Gitarre haben, bekam stattdessen aber tatsächlich Flötenunterricht. Meine Mutter hat damals als Kindergärtnerin gearbeitet und hatte für ihren Beruf eine Gitarre. Gitarren waren ja damals in der DDR echte Mangelware. Ich bin oft direkt von der Schule in den Kindergarten gefahren, habe mich mit der Gitarre im Büro versteckt und hier so lange gespielt, bis ich dann doch eine eigene Gitarre bekommen habe.“

Mario Kaiser (48), der in Falkensee aufgewachsen ist und sich seit seiner Geburt „keinen Zentimeter aus der Stadt wegbewegt hat“, arbeitet als stellvertretender Pflegedienstleiter beim ASB. Er erinnert sich: „Meine Mutter hat mich immer einfach alles machen lassen. Ende der 80er habe ich vor allem gern Punkrock gehört und mich auch in dieser Szene herumgetrieben. Die meisten Musiker, auf die ich dabei getroffen bin, das waren eben nun einmal Schlagzeuger. Ich habe mir dann selbst ein Schlagzeug zusammengebastelt – mit einer Bassdrum, einer Snare, zwei uralten Becken und einem Tom, der wackelig auf einem Stuhl stand. Darauf habe ich ohne Sinn und Verstand herumgegurkt. Ich habe mich dann doch irgendwann bei einer Musikschule angemeldet. Da sollte ich aber wochenlang nur die Snare spielen und dazu Noten lernen. So schnell, wie ich da angeheuert habe, war ich auch wieder weg. Ich spielte bald in einer Punkband, da drosch ich auf ein geborgtes Schlagzeug ein. Zehn Proben gab es, einen Auftritt, das war es auch schon wieder. 1990 kam mein erstes Gehalt, davon habe ich mir sofort ein eigenes Schlagzeug gekauft. Das hat auch ganze zehn Jahre gehalten.“

1993: „Maggots“ entsteht

1993 gründet Gunnar Behrndt die Band „Maggots“, ein Jahr später kommt Mario Kaiser dazu.

Gunnar Behrndt: „Black oder Death Metal, das war damals noch gar kein Thema. 1993 haben wir alle Trash oder Speed Metal gehört – und das wollten wir dann auch selbst spielen. Inzwischen sind wir eine fast lupenreine Black Metal Band. Wir spielen sehr harte, sehr schnelle Musik und transportieren in den Songs vor allem negative Gefühle wie Trauer, Kälte oder Auswegslosigkeit. Dabei beschränken wir uns nicht nur auf Texte mit Schwarzer Magie. Auch der Tod, die Religion, der Krieg und alle übrigen Probleme der Menschheit kommen bei uns vor.“

Mario Kaiser ergänzt: „Gunnar schreibt alle Songs und da reden wir ihm auch nicht wirklich rein. Meist läuft das so, dass wir proben und dabei einen neuen Song entwickeln. Den spielen wir recht lange nur in einer akustischen Version, bis Gunnar merkt, an welchen Stellen der Gesang passen würde. Da schraubt er dann an den Textteilen, bis ein neuer Song fertig ist.“

Die beiden Bandmitglieder geben sich offen und verschließen sich nicht vor anderen Stilrichtungen des Metals. Gunnar Behrndt: „Wir spucken auf der Bühne aber kein Feuer, lassen keine blutbefleckten Eulen über die Bühne rennen, bauen keinen satanistischen Altar auf und schminken uns auch nicht, obwohl das ‚Corpse Paint‘ wie bei KISS weiterhin sehr beliebt ist. Wir tragen nur schwarze Kleidung und machen gern sehr schnelle und sehr laute Musik. Bei mir ist auch immer die Gitarre etwas tiefer gestimmt, dann hört sie sich gleich nicht mehr ganz so fröhlich an. Unseren Stil haben wir uns nicht ausgedacht, er ist die Summe der Dinge, die wir mögen.“

„Maggots“: Richtig erfolgreich und berühmt werden?

Am Anfang stand natürlich der Wunsch, berühmt zu werden und ganze Stadien zu füllen. Mario Kaiser, der mit zahllosen Tattoos und wildem Bad-Santa-Bart auf den ersten Blick zum Fürchten aussieht, aber ein absolut umgänglicher und netter Zeitgenosse ist: „Wir wollten natürlich richtig erfolgreich sein, ganz so wie unsere Vorbilder. Dieser Traum hat sich zwar zerschlagen, aber wir sind weiter bei der Stange geblieben. Es hat sich über die Jahre durchaus eine gewisse musikalische Qualität gebildet. Die ist so toll geworden, dass wir gar nicht mehr mit dem Spielen aufhören möchten. Ich möchte gern auf der Bühne stehen und sehen, dass meine Musik den Leuten gefällt. Dabei ist es ganz egal, ob zehn, hundert oder tausend Leute zuschauen. Besonders gefallen hat es mir immer, mir mit anderen Bands die Bühne zu teilen, deren Platten ich Zuhause habe.“

Gunnar Behrndt: „Jedes Konzert, das wir gespielt haben, war immer ein großes Abenteuer. Und wir waren überall, in Lübeck, in Würzburg, überall.“

Mario Kaiser: „Konzerte fliegen einem nicht zu. Man muss wissen, dass viele Musiker regelrecht betteln oder sich sogar einkaufen, um irgendwo spielen zu können. Das haben wir nie gemacht, wir haben keine Klinken geputzt.“

Drei reguläre „Maggots“-CDs sind inzwischen erschienen, die vor allem bei den Live-Auftritten, aber auch über die Homepage (www.maggots666.de) verkauft werden. Hier finden sich die eigenen Songs mit Titeln wie „Warrior of Death“, „Celebration of Damnation“ oder „Dethroned“.

Mario Kaiser: „Die CDs haben wir richtig im Studio aufgenommen, die Cover hat ein Grafiker gestaltet. So bis zu 500 Stück haben wir jeweils produzieren lassen. 2018 ist passend zum 25-jährigen Jubiläum der Band auch eine Mini-CD entstanden. Wir hatten schon den Plan, eine neue CD aufzunehmen, aber Corona hat uns ganz schön einen Strich durch unsere Pläne gemacht.“

Gunnar Behrndt: „Anfang Januar haben uns auch noch unsere Gitarristen verlassen. Wir suchen also neue Bandmitglieder. Es haben sich auch schon Leute gemeldet, die als Gitarrist mit einsteigen möchten. Hier müssen wir erst einmal in den Proben schauen, wie gut wir zusammenpassen und ob das von Dauer ist. Ich kann schwer neue Stücke schreiben, wenn ich den neuen Musikern erst einmal die alten Songs beibringen muss.“

Zehn Songs hätten die beiden Musiker für ein Live-Set sofort parat. Gunnar Behrndt: „Ich denke, wir könnten lässig über eine Stunde lang spielen. Unser Portfolio umfasst etwa 30 bis 40 Songs, darunter einige Coversongs mit eigener Note. Für unsere 25-Jahre-CD haben wir so etwa ‚Ace of Spades‘ von Motörhead in einer harten Metal-Version eingespielt.“

Dass es keine Frauen in der Metal-Szene gibt, hält Gunnar Behrndt für ein ausgemachtes Gerücht: „Am Anfang, vor 30 Jahren, mag das noch der Fall gewesen sein. Inzwischen ist das aber gut gemixt, die Frauen sind überall mit dabei. Übrigens auch als Musikerinnen auf der Bühne.“

„Maggots“ haben nie im Schrääg ‚rüber gespielt

„Maggots“ sind in der Vergangenheit bereits im alten „Saftladen“ in Falkensee aufgetreten – und haben 2018 im Artilleriepark Dallgow beim LONES MC in der Hacienda gespielt.

Mario Kaiser: „Schade ist nur, dass wir es als ‚Maggots‘ nie geschafft haben, im alten ‚Schrääg ‚rüber‘ aufzutreten.“ (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 181 (4/2021).

Der Beitrag Falkensee & Schönwalde-Glien: Die Black Metal Band „Maggots“ liebt es schwarz & düster! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.


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