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Channel: Seite 26 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Sicherheitstraining für Kinder: Vorsicht vor Fremden!

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alpha6Aus dem Auto lehnt sich ein fremder Mann und lässt aus dem geöffneten Fenster ein süßes Stofftier fallen. Der Mann sagt zu dem Kind, das gerade vorbeiläuft: „Oh, kannst du mir mal helfen und das Stofftier aufheben?“

Das Kind ist höflich, bückt sich – und schon schließt sich die Hand des Mannes wie ein Schraubstock um den Arm des Kindes. Ein Ruck – und das Kind wird ins Auto gehoben. Der Motor springt an. Sekunden später biegt das Auto um die Ecke und verliert sich im Verkehr.

Das ist ganz bestimmt der Alptraum vieler Eltern. Leider kommt es auch in unserer Region immer wieder vor, dass Kinder von Fremden angesprochen werden und zum Mitkommen verleitet werden. Da geht es um den süßen Welpen in der nahen Wohnung, um ein Spielzeuggeschenk oder um ein anderes Versprechen.

Wer weiterdenkt, kommt schnell zum Schluss: Ich muss meine Kinder auf solche Situationen vorbereiten. Aber wie? Einfach nur drüber sprechen hilft nicht viel. Die Kinder müssen stattdessen aktiv lernen, wie sie sich in bedrohlichen Situationen verhalten. Christian Henke arbeitet bei der Polizei. In seiner Freizeit kümmert er sich im Rahmen von Alpha Combat um das Sicherheitstraining mit dem Nachwuchs. Sein Team und er kommen gern in die Schulen, um im Rahmen eines dreistündigen Präventivprogramms mit den Kindern zu arbeiten.

Dabei ist erschreckend, wie „höflich“ unsere Kinder sind. Auch in den Übungen bleiben sie viel zu oft stehen, um mit einem fremden Menschen zu sprechen, anstatt einfach ihrem Bauchgefühl zu folgen und das Weite zu suchen. Wer das gesehen hat, ahnt, wie einfach es für einen Täter ist, ein Kind anzulocken. Damit genau dies nicht passiert, müssten solche Präventivübungen in der Schule nicht nur flächendeckend, sondern auch regelmäßig wiederkehrend angeboten werden. Die Kosten sind jedenfalls minimal. (Weiter auf Seite 12). (Foto/Text: CS)

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Seit Monaten geht ein Exhibitionist in Finkenkrug um. Kinder werden auf dem Schulweg von Unbekannten angesprochen und zum Mitgehen animiert. Da muss man doch etwas unternehmen! Das dachten sich zumindest die Klassenlehrerin und die Eltern der Klasse 1c an der Lessing-Grundschule in Falkensee. Sie beauftragten das Alpha Combat System Team Berlin Brandenburg (www.alpha-henke.de), mit den Kindern die „Alpha-Kids-Basisausbildung für Kinderselbstschutz- und Selbstverteidigung“ durchzuführen. Dieser Lehrgang, der drei Unterrichtsstunden dauert, muss von den Eltern bezahlt werden und kostet pro Kind etwa 10 Euro. Die Schule stellt die Zeit zur Verfügung und verschiebt drei reguläre Unterrichtsstunden. Klassenlehrerin Kristina Scheibe: „Mit Christian Henke von Alpha Combat habe ich schon mehrfach zusammengearbeitet. Das ist ein tolles Angebot für unsere Kinder.“

Christian Henke und seine Kollegin Angelique Trendel sind beide bei der Berliner Polizei und kümmern sich in ihrer Freizeit um die Präventionsmassnahmen. Die beginnen in der Lessing-Grundschule mit einer Unterrichtsstunde im Klassenzimmer. Christian Henke fragt die Kinder, ob sie schon einmal von Fremden angesprochen wurden und wie sie sich dann verhalten haben. Und er gibt Tipps: „Die Kinder sollen auf ihr Bauchgefühl achten und nicht auf die reine Vernunft. Situationen, die ihnen unangenehm oder komisch vorkommen, sind es meistens auch. Wir raten dazu, den Schulweg am besten zu zweit oder in der Gruppe anzutreten, immer im Hellen zu bleiben und Wege zu nehmen, auf denen sie vielen anderen Menschen begegnen.“

Was passiert aber, wenn wirklich einmal ein Fremder kommt, Süssigkeiten anbietet, nach dem Weg fragt oder ein Kuscheltier verschenken möchte? Henke: „In Falkensee sind die Kinder viel zu gut erzogen. Sie finden es unhöflich, sich einfach abzuwenden und weiterzugehen. Aber ganz genau das müssen sie tun. Wichtig ist es in so einer Situation, ganz laut ‚Nein‘ zu sagen, Abstand zu halten und wegzulaufen. Ein Tipp: Einen Fremden immer mit ‚Sie‘ ansprechen, damit Passanten mitbekommen, dass das Kind die Person nicht kennt.“

Nach der Pause geht es auf dem Schulhof. Christian Henke sitzt im Auto, winkt mit dem Handy. Die Kinder sind fasziniert, bleiben stehen, denken nicht ans Weglaufen. Das eben Gehörte ist vergessen, die ersten zehn Kinder lassen sich ohne Probleme vom „fremden Autofahrer“ in ein Gespräch verwickeln. Polizistin Angelique: „Hier zeigt sich: Wir können viel reden und erklären, die Kinder müssen es aber immer wieder üben, üben, üben.“

Am Ende klappt es und der Mann im Auto hat keine Chance mehr, sich ein Kind zu greifen. Weiter geht es in der Turnhalle – und damit, wie man einen Erwachsenen abwehrt, falls er nach einem greifen möchte. Keine Frage: Der Kurs hinterlässt Wirkung bei den Kindern. Aber hoffentlich müssen sie das Gelernte nie in die Tat umsetzen. (Fotos/Text: CS)


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