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Channel: Seite 26 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Kino-Filmkritik: Mord im Orient Express

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„Mord im Orient Express“ ist ein echter Klassiker. Vier Mal wurde der Roman von Agatha Christie um den belgischen Meisterdetektiv Hercule Poirot bereits verfilmt, als Kult gilt die Verfilmung von 1974 mit Albert Finney als Spürnase – und mit Lauren Bacall, Ingrid Bergman, Michael York, Sean Connery, Anthony Perkins und Vanessa Redgrave auf der Besetzungsliste.

Nun ist es an der Zeit für eine neue Interpretation. Regisseur Kenneth Branagh nimmt sich ganze 144 Minuten lang Zeit, um die Mördergeschichte im Luxuszug, der zwischen Istanbul und London auf dem Balkan im Schnee feststeckt, neu zu erzählen. Dabei schlüpft er selbst in die Rolle des verschrobenen Meisterdetektivs, der sich im Zug eigentlich zwischen zwei kniffligen Fällen entspannen möchte. Wie Branagh den Poirot anlegt, ist wunderbar. Man mag dem schrulligen Detektiv mit dem gewaltigen Bart und dem lustigen Akzent einfach nur verzückt bei seiner Arbeit zuschauen.

Und Arbeit gibt es im Orient-Express. Der schmierige Amerikaner Mr. Ratchett (Johnny Depp) wird in der Nacht in seinem Zugabteil erstochen. Der Mörder muss an Bord des eingeschneiten Zuges sein – und jeder ist verdächtig. Das gilt für die spanische Missionarin Pilar Estravados (Penélope Cruz), die Gouvernante Mary Debenham (Daisy Ridley), den Professor Gerhard Hardman (Willem Dafoe), die Witwe Mrs. Hubbard (Michelle Pfeiffer) und den Doktor Arbuthnot (Leslie Odom Jr.) gleichermaßen. Poirot nimmt sie sich einen nach dem anderen zur Brust – und findet Erstaunliches heraus.

Kenneth Branagh inszeniert seinen Orient-Express mit oppulenten Naturbildern, die den Zuschauer trotz der CGI-Unterstützung zu einem schwärmerischen Seufzen verführen. Beim Erzählen setzt er auf ein gemächliches Tempo, was angesicht der modernen und sehr hektisch geschnittenen Kinofilme eine echte Wohltat fürs Auge ist.

Zu bemängeln ist nur, dass selbst 144 Minuten noch nicht ausreichen, um allen Verdächtigen an Bord des Zuges wahre Charaktertiefe zu geben. So bleiben viele Figuren trotz der fantastischen Schauspieler, die sie darstellen, ein wenig blass und ohne wirkliches Leben.

Spaß haben alle Zuschauer, die die Pointe am Ende des Films noch nicht kennen und die bis zum Finale nach Herzenslust miträtseln können, wer denn wohl der Mörder ist. Sollte der Streifen beim Publikum ankommen und sein Geld an der Kinokasse machen, so ist mit einer Fortsetzung zu rechnen: Am Ende wird Hercule Poirot zu einem neuen Fall abberufen – am Nil soll er seine Ermittlungen bald wieder aufnehmen. (CS / Bilder: Twentieth Century Fox)

Fazit: 4 von 5 Sternen
FSK: ab 12 Jahren
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=lA_S-FX2v44

Der Beitrag Kino-Filmkritik: Mord im Orient Express erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.


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