Die Standesbeamtinnen der Stadt Nauen erleben „den schönsten Tag im Leben“ ziemlich oft im Jahr. Heike Schulz, Leiterin des Standesamts, schließt gemeinsam mit ihren Kolleginnen Martina al Diban, Martina Finkbeiner, Manuela Ulrich und Jana Müller rund 200 Ehen im Jahr – manchmal im 60-Minuten-Takt.
In Nauen haben Heiratswillige die Möglichkeit, ihre Ehen im Nauener Rathaus oder aber im Trauzimmer der Außenstellen in Groß Behnitz oder im Ribbecker Schloss zu schließen. 2016 haben sich 119 Brautpaare in Nauen das Ja-Wort gegeben. 48 Ehen wurden in Ribbeck geschlossen und fast genauso viele, nämlich 49 Ehen, in Groß Behnitz. „Am liebsten heiraten die Paare am Wochenende, das belegt auch die Statistik für das letzte Jahr. 30 Prozent suchen sich ihren besonderen Tag während der Woche aus“, berichtet Frau Schulz.
Beliebt und im ständigen Aufwärtstrend sind auch Trauungen im Freien. Hier führt die Außenstelle Groß Behnitz die Tabelle an. Waren es im Jahr 2012 gerade zehn Paare (Ribbeck: 2), die unter freiem Himmel vermählt wurden, so waren es in Groß Behnitz bereits beachtliche 32 Paare (Ribbeck: 4). Die Fallzahlen zeigen, dass in Nauen inzwischen viel häufiger geheiratet wird. Zählte man im Jahr 2007 gerade einmal 86 Eheschließungen, waren es 2016 bereits 216 Paare, die sich „trauten“. Heike Schulz kennt den Grund. „Etwa die Hälfte aller Paare kam nicht aus Nauen und Wustermark, sondern z.B. aus Berlin, Potsdam, dem Umland oder gar von weiter her. Unsere Frage nach den Gründen, warum sich diese auswärtigen Paare für eine Trauung in Nauen entschieden haben, wird fast ausnahmslos mit der Attraktivität der drei Eheschließungszimmer beantwortet“, berichtet die Standesbeamtin.
Die Zahl der Geburten, die in Nauen beurkundet wurden, ist deutlich gestiegen: Waren es 2007 noch 318 registrierte Geburten, zählte man im vergangenen Jahr 386 Neu-Erdenbürger, Tendenz: weiter steigend. „Die Zahl der Sterbefälle für die Stadt Nauen blieb in den letzten Jahren indes ähnlich hoch – mit 453 Fällen gab es jedoch im Jahr 2016 mehr Todesfälle als in den Vorjahren“, berichtet Frau Schulz, die seit 2003 im Standesamt tätig ist. Zuvor war sie beim Amt Nauen-Land auch für Personalangelegenheiten zuständig. „Der Beruf ist sehr abwechslungsreich, denn man lernt sehr viele Menschen mit vielen Bedürfnissen kennen“, unterstreicht sie. Dabei gelte es, viele Gesetze zu beachten – so auch ausländische Rechtsordnungen. Bevor Frau Schulz und ihre Kolleginnen als Standesbeamtin bestellt werden konnten, besuchten sie einen Grundkurs in Bad Salzschlirf – dort ist die Akademie für Personenstandswesen ansässig. Hier lernten sie die Grundlagen zu den Themen Eheschließung und Beurkundungen und vieles mehr kennen – für alle Kolleginnen stehen von da ab regelmäßige Schulungen auf dem Programm.
„Meine Kolleginnen und ich haben uns vorgenommen, für jedes Paar, das zu uns kommt, ganz da zu sein. Es ist sein Moment. Für viele Paare bildet die Trauansprache einen wichtigen Bestandteil der Zeremonie. In einem Gespräch vor der Hochzeit entsteht der Inhalt der Ansprache. Sie kann sehr persönlich gestaltet werden oder eben neutral – das ist Geschmackssache“, erläutert die Standesbeamtin. Nicht ganz ohne Stolz zeigt Frau Schulz ihre „Fanpost“. So nennt sie die Dankschreiben, welche sie von Paaren erhielt, die von ihr getraut wurden. „Durch diese Schreiben erfahren meine Kolleginnen und ich eine hohe Wertschätzung für unseren Beruf. Es kommt nicht selten vor, dass auch wir aus einer Trauung sehr bewegt herauskommen“, sagt sie.
Das Team um Heike Schulz ist nicht nur für Nauener und die Ortsteile zuständig, sondern auch für die Gemeinde Wustermark. Martina al Diban ergänzt: „Der Beruf des Standesbeamten wird oft reduziert auf das Halten von Traureden, aber das Personenstandsrecht ist viel umfangreicher: Vaterschaftsanerkennung, Namensbestimmungen, Adoptionsrecht oder das Thema Lebenspartnerschaft, das mittlerweile ja auch zunehmend ausländische Mitbürger betrifft – das sind Themen, für die das Standesamt auch zuständig ist. Wir erleben oft sehr schöne oder lustige Geschichten“, ergänzt Frau al Diban, und denkt dabei an die Geschichte in einem Hotel im Havelland.
„Die Jungen haben am Tresorschloss gespielt und dabei versehentlich die Ringe sicherer verwahrt als nötig gewesen wäre: Der Tresor ließ sich nicht mehr öffnen. Die Aufregung war groß, doch da man auch ohne Ringe heiraten kann – sie sind ja nicht gesetzlich vorgeschrieben – einigten wir uns darauf, dass die Eheschließung gegebenenfalls ohne Ringe stattfindet. In letzter Sekunde konnte irgendein Spezialist den Tresor doch noch öffnen, so dass das Paar nicht auf den traditionellen Ringtausch verzichten musste. (Foto: Fotografin / Text: Stadtverwaltung Nauen, Norbert Faltin)