Science-Fiction-Freunde jubeln: Die Enterprise fliegt wieder. Seitdem J.J. Abrams die alte Crew um Captain Kirk aus der Mottenkiste geholt, gründlich entstaubt und mit neuen, jungen Schauspielern wieder ins aufgepeppte Raumschiff gestopft hat, bekommt SciFi wieder einen echten Stellenwert im Kino: Alte und neue Fans lassen sich gern in ferne Welten entführen.
Nachdem Abrams in den ersten beiden Filmen selbst Regie geführt hat, lässt er nun Justin Lin ans Steuer. Der Regisseur hat in seinen Fast-and-Furious-Filmen bereits ein echtes Gespür für schnelle Action bewiesen.
Im neuen Film „Beyond“ lässt die nächste intergalaktische Bedrohung nicht lange auf sich warten. Der Bösewicht Krall (Idris Elba) lockt die Besatzung der Enterprise auf einem fernen Planeten in eine tödliche Falle. Auf einer fremden Welt gestrandet müssen Kirk (Chris Pine) und Spock (Zachary Quinto) neue Verbündete finden, um zu verhindern, dass Krall die ultimative Waffe findet und am Ende gegen die Föderation und eine friedliche Weltraumstation einsetzt.
Soweit so gut. Justin Lin liefert zwei Stunden lang Action satt, bis dem Zuschauer die Augen aus den Höhlen quellen und sich im Magen das Gefühl ausbreitet, viel zu viel Achterbahn gefahren zu sein. Das ist gut so, genau so wollen wir es haben. Dass es sich ein Regisseur traut, die gesamte Enterprise in Schutt und Asche zu legen, ist ebenfalls famos. Das ist Inferno in einer neuen Dimension. Krach bumm bäng hoch zwei sozusagen. Der Zuschauer bekommt in 3D so einiges zu sehen, was gutes Popcorn-Kino ausmacht. Action auf einem neuen Niveau – so mögen wir das.
Simon Pegg (alias Scotty) hat dieses Mal am Drehbuch mitgeschrieben. Sein feiner britischer Humor tut dem Film sehr gut – vor allem in allen zwischenmenschlichen Sequenzen. In „Beyond“ bekommen vor allem „Pille“ (Karl Urban) und Spock viel Bildschirmzeit, um ihr Verhältnis besser auszuloten, was für den Zuschauer sehr vergnüglich ist. Es gibt aber auch nette Einblicke in das Bordleben der Enterprise. Und ein paar sehr feine Gags, die hier nicht verraten werden sollen.
Was in „Beyond“ gar nicht funktioniert – die Story. Die ist eigentlich nicht wirklich vorhanden und passt auch noch auf den allerkleinsten Bierdeckel. Der ganze Film wäre eigentlich nach fünf Minuten bereits vorbei, hätte sich mal jemand an Bord daran erinnert, dass die Enterprise eigentlich ganz gute Schutzschilde hat, die man simpel per Knopfdruck einschalten kann. Und: Der Bösewicht steuert Millionen kleiner Raumschiffe inklusive Besatzung – und befehligt auf dem unansehnlichen Pappmaché-Planeten nur ein winziges Lager, das vielleicht gerade mal hundert grimmigen Bösewichtern Platz bietet und das aussieht, als hätte es eine übernächtigte Deko-Crew an einem Abend provisorisch zusammengezimmert?
Bei vielen Aktionen schlägt man als logisch denkender Mensch einfach nur die Hände über dem Kopf zusammen. Beim Endkampf gegen Krall, der aussieht, als hätte man ein altes Kostüm vom Grünen Kobald aus Spider Man in der schlechtestmöglichen Weise wiederverwendet, fragt man sich, ob der andere Drehbuchautor (der neben Simon Pegg) nicht vielleicht beim Schreiben allzu sehr auf Drogen gewesen ist. Mehr zu verraten, würde zu viel spoilern, aber nur eins: Schon viele Eltern haben zu Recht vermutet, dass laute Musik eine echte zerstörerische Wirkung entfalten kann. Und: Die ultimative Waffe, der Krall im Film hinterherhechelt, entpuppt sich am Ende als Sturm im Wasserglas, während die Armee der Miniraumschiffe als gewaltiger Bienenschwarm doch von Anfang an schon ungleich mächtiger wirkt. Hier stimmen die Verhältnisse überhaupt nicht.
Einmal mehr zerstören eine schlechte Story und Logiklöcher so groß wie der Uranus einen ansonsten toll gemachten Film – und das tut wirklich weh, weil es doch gar nicht so teuer sein kann, sich ein gutes, solides Drehbuch zu gönnen.
Wir Zuschauer wollen mit der Enterprise endlich mal wieder „den Weltraum, unendliche Weiten“ erforschen – und nicht um die Ecke mit den Welteroberer-Fantasien durchgeknallter Möchtegern-Despoten konfrontiert werden, die sich auf dem geistigen Niveau eines Fünfjährigen im Sandkasten bewegen (davon haben wir auf der Erde genug).
Wir Zuschauer verlangen innovative, moderne Science-Fiction, die uns nach dem Wort ENDE gebannt, fassungslos, geschockt und mit neuen Ideen im Kopf zurücklässt. Das ist zuletzt im Science-Fiction-Film „Ender‘s Game“ gelungen. (Text: CS / Bild: Paramount)
Tipp: 3 von 5 Sternen
FSK: ab 12 Jahren
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=hvKovrvs80I
Der Beitrag Kino-Filmkritik: Star Trek – Beyond erschien zuerst auf Falkensee aktuell.