Immer am zweiten und am vierten Freitag im Monat trifft sich der Englisch-Stammtisch Falkensee im Mehrgenerationenhaus vom ASB in der Ruppiner Straße 15. Der Zweck der Zusammenkunft: Es wird einen ganzen Abend lang nur Englisch gesprochen – und zwar ohne Rücksicht auf Grammatik und Vokabelkunde. Das erklärte Ziel der Teilnehmer ist es, die einmal erworbenen Englischkenntnisse im deutschen Alltag nicht wieder zu verlieren.
Und natürlich macht die lockere Englischrunde auch viel Spaß – und das bereits seit knapp zehn Jahren.
Zwei Mal im Monat heißt es ab 19 Uhr im ASB: „Let’s speak English.“ Dann trifft sich der Englisch-Stammtisch Falkensee in lockerer Runde – und verbannt für ein, zwei Stunden das deutsche Vokabular, um ganz der englischen Sprache zu huldigen.
Die Idee zum Stammtisch kam von Mario Lehmann (50, mlehmann72@t-online.de) – und das bereits vor fast zehn Jahren: „Bevor ich nach Falkensee gezogen bin, habe ich in Wünsdorf im Süden von Berlin gewohnt. Da gab es bereits einen Englisch-Stammtisch. Ein Engländer und eine Englisch-Lehrerin haben ihn mitten in ihrem gemeinsamen Wohnzimmer gegründet. Das fand ich toll. Man hat sich einfach ungezwungen getroffen, einen Abend lang nur Englisch gesprochen – und ist anschließend wieder nach Hause gegangen. So etwas gab es in Falkensee nicht, als wir 2012 hergezogen sind und hier ein Haus gebaut haben. Also habe ich selbst einen Stammtisch ins Leben gerufen, weil ich auf den Austausch nicht verzichten wollte.“
Aber warum ist Mario Lehmann die englische Sprache so wichtig? Geht es etwa darum, sich in einem Auslandsurlaub besser verständigen zu können? Das ist überraschenderweise gar nicht der Grund für den verbalen Kampf mit fremden Vokabeln.
Mario Lehmann: „Ich habe Englisch im Studium gelernt und war hier am Ende auf dem Sprachniveau C2 angekommen. Aber man verliert das Erlernte wieder, wenn man es nicht regelmäßig benutzt. Genau dafür ist unser Englisch-Stammtisch da. Man trainiert und bewahrt sein Englisch – und schnappt vielleicht sogar die eine oder andere neue Vokabel auf. In meinem Beruf brauche ich mein Englisch leider nicht mehr. Nur auf den Messen kommt es manchmal noch zum Einsatz. Oder wenn jemand in der Firma anruft, der nur Englisch sprechen kann. Der wird dann gleich zu mir durchgestellt. In Falkensee haben wir erst einmal im Monat zum Stammtisch geladen. Die Nachfrage war aber schnell so groß, dass wir ihn auf zwei Treffen im Monat umgestellt haben. Ich habe viel Englisch vergessen. Aber ich denke, das Sprachniveau C1 habe ich noch immer.“
Wie funktioniert das mit dem Stammtisch eigentlich? Ganz einfach: Jeder kommt, der kommen möchte – und zahlt pro Abend zwei Euro in die Stammtisch-Kasse ein, für die Nutzung der ASB-Räume. Mario Lehmann: „Eigentlich ist das immer so, dass jeder etwas zu knabbern mitbringt, das wir dann auf den Tisch stellen und miteinander teilen. Getränke bringt jeder für sich selbst mit.“
Vor der Corona-Pandemie waren immer zehn, zwölf Teilnehmer beim Englisch-Stammtisch mit dabei, nach dem Ausklingen der Krankheitswelle sind es nur noch fünf bis sechs. Die Pandemie war demnach eine echte Zäsur: Der Stammtisch muss nun erst wieder an Fahrt aufnehmen. Mario Lehmann: „Zu uns kommen die Menschen aus den unterschiedlichsten Gründen. Wir haben ganz viele Rentner, die einfach die Gesellschaft schätzen und die ihre Englischkenntnisse erhalten möchten. Wir hatten aber auch schon eine Dame zu Gast, die konnte gar kein Englisch, wollte aber in vier Wochen in den Libanon auswandern. Sie dachte, sie kann bei uns noch rasch ein paar Brocken Englisch aufschnappen. Und dann gab es zwei Abiturienten, die haben uns besucht, um so für ihre mündliche Englisch-Prüfung zu üben.“
Der Englisch-Stammtisch hat aber keinen richtigen Unterricht im Sinn, es wird also kein Vokabelheft geführt. Mario Lehmann: „Wir quatschen einfach – und haben dabei keine Angst vor Fehlern. Wenn uns ein Wort fehlt, sagen wir es auf Deutsch oder schauen rasch bei Google nach. Oder jemand anderes weiß es. Keiner braucht sich zu schämen. Es geht vor allem um das Selbstvertrauen, einfach die englische Sprache zu benutzen. Und auf einmal funktioniert es, wir kommen ins Gespräch – und schon ist wieder ein toller Abend vergangen und wir haben über dieses und jenes geprochen und zwar auf Englisch. Das macht sehr viel Spaß.“
Das findet auch Ilse-Marie Möller (79) aus Falkensee. Sie hat die Gruppe mitbegründet, stammt aus Lübeck im hanseatischen Norden, wohnt aber inzwischen in Falkensee: „Ich habe 14 Jahre lang in Kapstadt in Südafrika gewohnt und lebte dort mit einem Iren zusammen. So habe ich mein Englisch gelernt. An der Volkshochschule in Falkensee lehre ich bereits seit 20 Jahren Englisch.“
Mario Lehmann (0172-4659345): „Die größte Hürde beim Stammtisch ist es einfach, sich zu trauen. Oft kommen neue Stammtischler zu uns, sind zunächst ganz schüchtern und stellen überrascht fest, dass sie wider Erwarten doch ganz viel verstehen. Dann trauen sie sich irgendwann und beginnen selbst zu reden.“
Ilse-Marie Möller: „Es lohnt sich, sich im Englischen zu üben. Man muss nur an die ganzen Computer und Smartphones denken. Um sie bedienen zu können, muss man schon ein bisschen Englisch können.“
Auch Waltraut Vogl (63) aus Falkensee ist beim Stammtisch gern dabei: „Leider ist der Freitag für mich nicht so optimal, da bin ich oft schon verplant. Aber ich versuche, so oft es geht zu kommen. Die englische Sprache ich schon wichtig. Meine alte Mutter beklagt sich immer, dass sie beim Einkaufen im Supermarkt oder beim Fernsehen auf viele englische Wörter stößt, die sie einfach nicht versteht.“
Mario Lehmann: „Ich pflege einen E-Mail-Verteiler mit 90 Leuten, die in der Vergangenheit schon einmal unseren Stammtisch besucht haben. Denen schicke ich vor jedem neuen Treffen stets eine E-Mail mit einer Einladung. Es ist also noch Potential vorhanden. Wir haben auch eine Facebook-Gruppe mit dem Namen ‚Englisch-Stammtisch Falkensee‘, die hat bereits 200 Follower.“
Bodo Rabe (82) kommt extra aus Schönwalde-Glien zum Stammtisch gefahren: „Ich habe Englisch studiert und möchte meine Sprachkenntnise nicht vergessen. Ich schätze die Gesellschaft und habe sehr gern eine gute Konversation auf Englisch. Ich bin auch der Meinung: Wenn man jeden Abend eine Buchseite auf Englisch liest, dann vergisst man seine Vokabeln auch nicht.“
Ilse-Marie Möller: „Bei Büchern ist es nur schade, dass man die Wörter nicht hört, wenn man sie liest. Auffällig finde ich, dass viele junge Leute deutsche und englische Wörter wahllos mixen. Oft werden englische Wörter im Deutschen auch noch falsch verwendet. Ein Oldtimer ist im Englischen kein altes Auto, sondern ein alter Mann. Und Handy ist ein rein deutsches Wort, im Englischen heißt das nämlich cell phone oder mobile.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 203 (2/2023).
Der Beitrag Englisch-Stammtisch Falkensee: Let’s speak English erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).