Quantcast
Channel: Seite 26 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
Viewing all articles
Browse latest Browse all 5272

Kolumne: Hier spricht Uwe… (5) … über ein Zentrum für Falkensee

$
0
0

05 13 uweabelSeitdem feststeht, dass unsere alte Stadthalle der Abrissbirne zum Opfer fallen wird, interessieren sich die Bürger dafür, was an diesem Platz wohl Neues entstehen könnte. Der Traum von einem Zentrum nahm Gestalt an. Neulich erst veranstaltete die IGZ eine Podiumsdiskussion mit dem Thema: „Schlafstadt für immer? Welche Chancen hat das Stadtzentrum?“ Immerhin 120 Bürger und Bürgerinnen lauschten der Diskussion.

Dr. Göschel (Soziologe und Stadtplaner), hält es leider für sehr unwahrscheinlich, wenn auch nicht für ganz unmöglich, dass Falkensee ein Zentrum bekommt. Er kennt keine vergleichbare Stadt, in der es gelungen wäre, nachträglich ein Zentrum zu entwickeln. Auch fehle es an einem Investor, der das Risiko tragen würde, in der Bahnhofstraße zu investieren. Es würde außerdem ein Tagespublikum fehlen, das die Bahnhofstraße entlang flanieren würde. Der Bahnhof sei in dieser Betrachtung nur ein Haltepunkt mit Fahrradständern. Sigmar Gumz (Sachverständiger der Verkehrsplanung) argumentierte dagegen und führte Oranienburg und Klein Machnow als Beispiel für eine gelungene Zentrumsentwicklung an. Die Beispiele hinken leider, denn Oranienburg hat ein Schloss als Publikumsmagnet und in Kleinmachnow konnte eine völlig leere Fläche zum Zentrum ausgebaut werden.

Was ist in Falkensee also schief gelaufen? Eigentlich hätte es schon viel früher einen Gesamtplan für die Stadtentwicklung geben müssen. Den gibt es bis heute nicht. Nur räumlich begrenzte Einzelpläne. In der Vergangenheit wurden Entscheidungen getroffen, die man als Fehler bezeichnen könnte, und die sich nun rächen. Vielleicht wusste man es aber auch nicht besser.

Warum hat man es zugelassen, dass die Bahn die Bahnhofstraße so teilt? Die Bahnhofstraße ist Teil des Sanierungsgebietes und wurde mit Fördergeldern gebaut. Angeblich musste sie genau so gebaut werden. Ein Umbau würde dazu führen, dass wir die Fördermittel zurückzahlen müssen.

Dann wird wertvolle Innenstadtfläche verschwendet. Damit meine ich den Akazienhof. Das hätte ein möglicher Ankerpunkt für ein Zentrum sein können, wenn man die Parkplätze unterirdisch gebaut oder auf das Dach eines Einkaufszentrum verlegt hätte. Wenn es nach den Planern ginge, wäre es z.B. gut gewesen, das Bürgeramt oder sogar das Rathaus in die Bahnhofstraße zu verlegen. Auch das neue Café vom Rathenower Bäcker Thonke wäre im „Zentrum“ besser aufgehoben gewesen als am Encke-Eck zwischen Bahnhofstraße und Falkenhagener Straße.

Die Sünden der Vergangenheit kann nun keiner mehr rückgängig machen. Aber es gilt neue zu vermeiden. Ein Einkaufszentrum neben dem real.- Markt zum Beispiel. Dieser Bau würde vermutlich das Aus für eine mögliche Entwicklung der Bahnhofstraße bedeuten. Aber unsere Stadtverordneten fallen anscheinend jedem Investor um den Hals. Der Ausschuss „Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr“ (ASUV) empfiehlt die Zustimmung zum B-Plan. Am 25.09.13 wird die SVV vermutlich den endgültigen Beschluss fassen – und der Bau wird beginnen. Ein Argument für den Bau und für die mögliche Ansiedlung eines Elektrogroßmarktes und eines Fastfood Restaurants ist die Gewerbesteuer. Nur – Die Steuern verbleiben nicht komplett vor Ort, sondern werden bei Fillialunternehmen nach einem Schlüssel verteilt, der sich an den Mitarbeitergehältern orientiert. Die Einnahmen wandern meistens an die Zentrale und werden dort verwendet, zum Beispiel für weitere Investitionen in anderen Städten. Von den Filialen wird die Stadt also nichts haben.

Schwarzmalerei? Nein, sicher nicht. Wir brauchen nur etwas weiter westlich zu schauen – nach Berlin Siemensstadt. Seitdem an der Paulsternstraße das neue Einkaufszentrum entstanden ist, begann im EKZ Siemensstadt das Ladensterben. Laut Herrn Dr. Göschel wird der Einzelhandel in der Bahnhofstraße nur dann überleben, wenn er einen besseren Service anbietet. Aber auch dann bleibt die Lage prekär.
Am 11.09. stand im Hauptausschuss folgender Tagesordnungspunkt auf der Liste: Vorstellung Projektidee Nachnutzung Fläche Stadthalle BE: PR + P Architekten. Was dort in Hinsicht auf ein Bauprojekt nach dem Abriss der alten Stadthalle besprochen wurde bleibt der Bevölkerung leider erst einmal verborgen, da dieser Punkt im nicht-öffentlichen Teil behandelt wurde.

Falkensee ist eine Schlafstadt. Die meisten Bürger sind aus Berlin oder aus dem Bundesgebiet hierher gezogen, um dem Trubel und den großen Einkaufstempeln zu entfliehen – und jetzt? Soll das Zentrum wieder nur ein neuer Einkaufstempel sein?

Für viele bedeutet ein Falkenseer Zentrum nicht nur shoppen. Sie wünschen sich einen Treffpunkt, einen Ort der Begegnung für alle Altersklassen. Die bestehenden Geschäfte und Einrichtungen könnten sich auch miteinander vernetzen. Dann könnte man eine Gemeinschaft bilden. Gemeinsam ist man stark. Das Tagespublikum würde bei einem guten Angebot von allein kommen. Dann werden sich auch weitere Geschäfte ansiedeln. Es muss nur ein Anfang gemacht werden. Dieser könnte an der Stelle gemacht werden, wo jetzt die alte und von vielen als hässlich empfundene Stadthalle steht.

Sicherlich wird es etwas dauern und eine kleine Bergmannstraße wie in Berlin wird die Bahnhofstraße auch nicht werden. Aber wir sollten uns, wie ein junger Student auf der IGZ Podiumsdiskussion sagte, nicht auf die Investoren und Experten verlassen, sondern uns lieber auf uns selbst besinnen, als Falkenseer zusammenhalten und unsere Stadt selbst entwickeln. Wie heißt es doch so schön: „Alle haben immer gesagt, DAS geht nicht. Dann ist einer gekommen, der hat DAS nicht gewusst und hat ES einfach gemacht!“ Uwe Abel

Uwe Abel ist Falkenseer, Mitglied der Grünen und Niederlassungsleiter eines Unternehmens in Berlin. Seine Informationen entnimmt Uwe Abel den Sitzungen der Falkenseer SVV und seinen anderen politischen Quellen.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 5272