Der Angerteich ist komplett eingezäunt und auch die Grünfläche gleich gegenüber vom Falkenseer Rathaus lässt sich zurzeit nicht betreten. Was wird denn hier eigentlich modernisiert? Am 14. Mai öffneten sich die Tore um zehn Uhr kurz – für einen informativen Stadtspaziergang passend zum „Tag der Städtebauförderung“. Thomas Zylla und Kathrin Pollow führten zwei Gruppen interessierter Bürger über das Gelände.
Seit Wochen wird kräftig am Falkenhagener Anger gebaut. Die ortsansässige Firma Fehmer ist mit schwerem Gerät auf den Grünflächen unterwegs und scheint keinen Stein auf dem anderen zu lassen. Keine Frage: Der gesamte Angerbereich wird zurzeit neu gestaltet und modernisiert.
Dabei ist das eigentlich gar nicht so einfach: Der Anger ist ein Bodendenkmal und hat sogar eine Gestaltungssatzung und einen eigenen Bebauungsplan, der den Namen „Grünflächen Falkenseer Anger“ trägt. Zum Anger gehört der Angerteich, auf dem früher einmal Ruderboote unterwegs waren, und der zuletzt vor etwa 15 Jahren entschlammt und renaturiert wurde, damit er nicht versandet. Auf den Anger-Grünflächen findet der Spaziergänger auch verschiedene Denkmäler, so etwa das Kriegerdenkmal zu Ehren der Gefallenen des Ersten Weltkrieges, das Denkmal zu Ehren der Völkerschlacht bei Leipzig 1813, das Mahnmal für die Opfer des antifaschistischen Widerstandes und den Gedenkstein zur Stadtwerdung von Falkensee im Jahr 1961.
Lange war der Anger mehr oder weniger sich selbst überlassen. Im Jahr 2017 hat sich die Stadt Falkensee aber für das Bund-Länder-Programm „Zukunft Stadtgrün“ beworben und eine 2/3-Förderung zur Umgestaltung des Angers bekommen. Gemäß Zuwendungsbescheid geht es um eine Fördersumme von etwas mehr als zwei Millionen Euro. Um dieses Geld zu erhalten, muss Falkensee allerdings ein Drittel der anfallenden Kosten aus eigenen Mitteln bestreiten.
Das ausgewiesene Ziel ist es nun, vor Ort eine „Um- und Neugestaltung des Angers als grüner Stadtraum für alle“ durchzuführen. Wichtig ist es dabei, das Naherholungspotenzial zu erhöhen, der Bepflanzung Struktur zu geben, eine Erlebnisqualität zu realisieren und Angebote für Kinder und Jugendliche zu schaffen.
Die Umgestaltung des Angers startete nach der Genehmigung durch die Untere Denkmalbehörde und einem Go durch die Stadtverordnetenversammlung bereits Mitte November 2021.
Was man auf der östlichen Angerteich-Seite jetzt schon sehr gut sehen kann: Alle Wege wurden komplett neu angelegt. Sie sind nun deutlich breiter, wurden mit Seitensteinen befestigt, weisen aber trotzdem noch immer eine wassergebundene Wegfläche auf. Gleich neben dem Haus am Anger gibt es nun einen kleinen Hügel, der später einmal als Freilichtgalerie genutzt werden soll, um Kunstprojekte im Freien zu präsentieren. Aus weißen Steinquadern wurden außerdem am Ufer des Angerteichs drei Reihen mit massiven Sitzgelegenheiten geschaffen. Hier kann man sich nun hinsetzen und auf den See schauen. Steffi Witt vom Haus am Anger: „Wir werden diesen Bereich auch als Outdoor-Klassenzimmer für unsere Aktivitäten verwenden, das bietet sich förmlich an.“
Zur Bahnhofstraße hin ist inzwischen auch ein recht großer Spielplatz mit mehreren Spielgeräten aus massivem Holz entstanden. Hier können sich die Kinder austoben, es gibt aber auch tatsächlich einige Elemente, mit denen sogar die Eltern oder Großeltern Spaß haben können. Hinzu kommen mehrere Sitz- und Liegegelegenheiten. Ulf Hoffmeyer-Zlotnik vom Seniorenbeirat Falkensee bemängelte: „Ein Pavillon wäre schön gewesen, der die Senioren, die den Kindern beim Spielen zuschauen, vor Wind und Sonne schützt.“
So schön der Spielplatz auch ist – erste Stimmen kritisieren, dass er viel zu nah an der stark befahrenen Straße gelegen ist. Kathrin Pollow sagte als Leiterin des Stadtplanungsamtes dazu: „Hier werden abgrenzend noch Büsche gepflanzt, diese Maßnahme fehlt zurzeit noch. Aufgrund der Baumaßnahmen mussten übrigens keine Bäume am Anger gefällt werden. Nur eine Weide musste weg, sie war von einem Pilz befallen. Die Weide wurde sofort nachgepflanzt. “
Baudezernent Thomas Zylla: „Zur Sommerzeit im dritten Quartal werden wir wohl fertig sein. Bei allen Maßnahmen musste es übrigens immer einen Kompromiss zwischen einem denkmalgerechten Ausbau und der späteren Nutzung geben. Wir hoffen sehr, dass die Bürger einmal pfleglich mit ihrem neuen Anger umgehen werden.“
Der ausgegebene Wir-sind-fertig-Termin gilt auch für die westliche Angerseite gegenüber vom Rathaus. Hier soll das Rathaus besser an die Grünfläche angeschlossen werden. Das Mahnmal soll Zentrum des neuen Bereichs werden – mit umlaufenden Bänken, großen Beeten und zwei Wipptieren. Glatte Wegplatten sollen es vor allem den Bräuten der Hochzeitspaare erlauben, sich im Anger fotografieren zu lassen, ohne dabei mit ihren Stöckelschuhen im Boden zu versinken.
Wichtig: Zur Förderung gehört auch ein Umbau der Freimuthstraße. Hier wird aber noch heftig diskutiert, ob das historische Kopfsteinpflaster erhalten werden soll und ob das Parken eingeschränkt wird.
Frank Hopf wohnt fast direkt am Anger. Er ist als Nachbar besorgt, dass der Spielplatz und die neuen Steinreihen dazu führen, dass der Anger zu einem neuen Magnet für nächtliche Treffen wird – und fürchtet eine fortlaufende Ruhestörung der Nachbarschaft: „Schon beim Osterfeuer war das so. Da sind Leute nachts sogar über die Zäune geklettert.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 195 (6/2022).
Kommentar Steffi Witt:
Das erste künstlerische Projekt aus dem Haus am Anger wird die Gestaltung der Stromkästen auf dem Anger werden. Zusammen mit den jungen Menschen aus dem Jugendclub Saftladen werden die Stromkästen mit kreativen Graffitis verschönert. Streetworker Rene aus dem Saftladen leitet im Saftladen die Graffiti-AG.
Kommentar Ulf Hoffmeyer-Zlotnik:
Am Samstag, dem 14. Mai nahmen zwei Vertreter des Falkenseer Seniorenbeirats am Stadtspaziergang zur Neugestaltung des Falkenhagener Angers teil. „Die große Teilnahme an der Aktion zeigte dabei, wie sehr die Neugestaltung dieses wichtigen Platzes in unserer Stadt die einzelnen Bürger interessiert.“, stellte der Vorsitzende des Seniorenbeirats fest. „Wir freuen uns alle, dass hier ein weiterer attraktiver Ort in unserer Stadt geschaffen wird.“ –
„An einigen Stellen bitten wir jedoch noch um dringende Veränderungen, so sollten die Sitzmöglichkeiten u.a. auch für Senioren sonnengeschützt z.B. durch einen Pavillon gestaltet werde und die Abgrenzung zu den großen Hauptverkehrsstraßen durch Hecken oder Büsche auch für etwas Lärmschutz sorgen.“ Außerdem bittet der Seniorenbeirat die Planer dafür zu sorgen, dass die generationsübergreifenden Spielgeräte auch gut z.B. mit Rollatoren erreichbar sein müssten.
Mit der Erklärung: „Wir begrüßen es, dass immer mehr Spielplätze so geplant und jetzt auch auf Antrag der CDU von der SVV so beschlossen werden sollen, dass sie auch für ältere Mitbürger ein interessantes wohnortnahes Ausflugsziel darstellen, bitten dabei aber auch auf Lärmschutz, Barrierefreiheit und Sonnenschutz zu achten.“ beendet der Seniorenbeirat seine Stellungnahme.
Der Beitrag Stadtspaziergang zum Tag der Städtebauförderung: Was passiert am Falkenhagener Anger? erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).