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Channel: Seite 26 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Wir ziehen um: Neuer Lösungsansatz für das Platzproblem der Falkenseer Stadtbibliothek!

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Die Falkenseer Stadtbibliothek ist zurzeit in der alten Schule mitten auf dem Campusplatz untergebracht. Sie platzt aus allen Nähten. Das Gebäude ist außerden nicht barrierefrei und muss dringend saniert werden. Die Stadtverordneten stritten sich bislang um die Alternativen Umbau, Neubau oder Umzug. Nun stellte der Bürgermeister überraschend eine neue Idee vor, die sehr viel Anklang fand.

Im Bildungsausschuss der Stadt Falkensee stand am 9. März ein sehr ungewöhnlicher Punkt auf der Tagesordnung: „Vorschlag zur Standortentscheidung der Stadtbibliothek“. Bürgermeister Heiko Müller selbst war es, der aufzeigte, wie sich „der Gordische Knoten“ rund um die Weiterentwicklung der Stadtbibliothek endlich zerschlagen ließe.

Klar war bislang nur, dass vor Ort dringend etwas getan werden muss. Die Stadtbibliothek residiert zurzeit im 1902 errichteten historischen roten Ziegelsteingebäude der alten Seegefelder Dorfschule – mitten auf dem Campusplatz zwischen der neuen Stadthalle und der Europa-Schule am Gutspark. Das Gebäude ist verwinkelt und nicht barrierefrei, sanierungsbedürftig und viel zu klein für die stetig wachsende Anwohnerzahl in der Gartenstadt.

Es gab bereits mehrere Ansätze dafür, das Gebäude zu sanieren. Bürgermeister Müller stellte im Bildungsausschuss den letzten Planungsstand vor. Demnach würde die Bibliothek am aktuellen Standort verbleiben. Das Gebäude würde man weitgehend abreißen und barrierefrei als Neubau am gleichen Ort neu aufbauen, wobei nur die Wand zur Schulseite hin erhalten bleiben würde. Das Erdgeschoss würde man tiefer legen, um zu umgehen, dass sich die Bibliothek wie aktuell nur über eine Treppe betreten lässt.

Vorteil dieser Herangehensweise wäre, dass die Bibliothek am Standort verbleibt, dass sie barrierefrei wird, die benötigten Flächen erhält und man auch das allseits gewünschte Literaturcafé mit integrieren könnte.

Ein Nachteil wäre, dass die Bibliothek während der Bauzeit von drei Jahren an einem anderen Ort untergebracht werden müsste. Außerdem würde die Bibliothek wie bislang drei Stockwerke einnehmen, was eine Überwachung sehr schwierig macht.

Bürgermeister Heiko Müller: „Außerdem müssten wir das historische Schulgebäude abreißen. Und dieses Gebäude wäre doch um einiges bedeutsamer als die Stübing-Villa, über die zurzeit diskutiert wird.“

Nun gibt es eine neue Idee, die der Bürgermeister zusammen mit seiner Verwaltung ausgearbeitet hat: „Und ich schlage nichts vor, was nicht umsetzbar wäre.“

Nur einen Steinwurf vom aktuellen Standort der Bibliothek entfernt ist die alte Stadthalle von Falkensee an der Bahnhofsstraße zu finden. Diese alte Stadthalle soll eigentlich abgerissen werden. Verhindert wird dies nur durch den Fakt, dass zurzeit noch darüber diskutiert wird, ob die alte Halle dauerhaft unter Denkmalschutz gestellt werden soll oder nicht.

Fällt die alte Stadthalle, ist der Weg frei für einen Investor, der gleich nebenan zwischen der Seegefelder Kirche und der alten Stadthalle ein neues mehrstöckiges Gebäude errichten möchte. In dieses Gebäude sollen später gleich mehrere gastronomische Angebote und einige Ladengeschäfte einziehen. In den oberen Geschossen können außerdem Wohnungen entstehen. Bisher sah das Konzept vor, im Erdgeschoss auch einen großen Einzelhandel unterzubringen, der dann allerdings auch viele Stellplätze für Autos benötigt.

Die neue Idee: Was wäre es denn, wenn es keinen neuen Einzelhandel im neuen Gebäude gibt und stattdessen die Stadtbibliothek ebenerdig einzieht? Die Bibliothek bräuchte deutlich weniger Stellplätze und zieht nicht so große Menschenströme an. Sie könnte ihr Angebot endlich ebenerdig, auf einer Etage im Erdgeschoss und barrierefrei anbieten. Hinzu kommt, dass der neue Standort nicht sehr weit vom alten entfernt ist. Und man müsste erst umziehen, wenn das neue Gebäude auch tatsächlich bezugsfertig ist.

Heiko Müller: „Mit dem Investor haben wir bereits gesprochen. Er weiß auch, dass wir als Stadt nicht die gleiche Miete bezahlen können wie ein Supermarkt. Die Bibliothek würde Teil des neuen Gastronomie- und Begegnungsbereiches am alten Stadthallenplatz und am Gutspark werden.“

Und nicht nur das: Die Stadt würde ebenfalls Räumlichkeiten für die Begegnungsstätte anmieten, die zurzeit als „B89“ in der Bahnhofstraße 89 angesiedelt ist. Begegnungsstätte und Bibliothek könnten sich auch ein Literaturcafé teilen, das ebenfalls mit in der Planung vorhanden ist. Ein Literaturcafé hat sich die Leitung der Bibliothek schon immer gewünscht, um Lesungen durchführen zu können.

Bürgermeister Müller zeigte außerdem auf, dass im neuen Konzept sogar Raum für Coworking-Arbeitsplätze eingeplant ist: „Diese Räume würde aber nicht die Stadt anmieten, das müsste ein privater Betreiber machen.“

Auf diese Weise könnte man die bis 2026 verbindlich wirkenden Verträge mit dem Investor einhalten.

Die Stadtverordneten nahmen den neuen Vorschlag überrascht, aber auch sehr wohlwollend entgegen. Sven Steller (CDU): „Das gefällt mir sehr gut, das ist einmal eine andere Denkweise. Es ist wichtig, dass wir eine schnelle Lösung für die Bibliothek finden. Die anderen Lösungen, die bislang präsentiert wurden, klingen nicht so erfolgsversprechend.“

Harald Petzold (Die Linke): „Ich möchte nur nicht, dass durch den Vorschlag die Diskussion um die alte Stadthalle vergiftet wird. Die Behörde, die über den Denkmalschutz entscheidet, sollte das ganz frei beschließen können.“

Amid Jabbour (FDP): „Einige Fragen sind noch offen, so etwa die nach den genauen Kosten und den exakten Flächen.“

Zu den Flächen konnte der Bürgermeister bereits erste Zahlen präsentieren. So verfügt die Stadtbibliothek am alten Standort über etwa 600 Quadratmeter Nutzfläche. Am neuen Standort könnten es 1.227 Quadratmeter sein, was einer Verdoppelung der Fläche entspricht.

Allerdings, so Bürgermeister Müller: „Wird die alte Stadthalle nicht abgerissen, ist das Konzept nicht umsetzbar.“

Eine Entscheidung über den Denkmalschutz der alten Stadthalle soll aber zeitnah erfolgen, sodass es bei einem Bescheid für den Abriss der Stadthalle schnell mit den weiteren Planungen für den Neubau weitergehen kann. Sicherlich ist der Zeitpunkt, zu dem der neue Vorschlag zum Bibliotheksstandort vorgebracht wurde, gut gewählt worden, um noch deutlich mehr Druck in die Denkmalsdiskussion zu bringen.

Und der Bürgermeister reichte noch einen besonderen Bonbon nach: Das alte Schulgebäude könnte nach dem Auszug der Bibliothek denkmalsnah saniert werden. Ein neues Treppenhaus mit Fahrstuhl würde dabei eine Barrierefreiheit bis hinauf zum Dach herstellen. Anschließend könnte man das Gebäude für die Nachnutzung durch Kultur- und Kunstangebote, Jugendtreffs oder Seniorenaktivitäten freigeben. Für die Sanierung würden etwa drei Millionen Euro fällig werden. (Text/Foto: CS)

Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 193 (4/2022).

Der Beitrag Wir ziehen um: Neuer Lösungsansatz für das Platzproblem der Falkenseer Stadtbibliothek! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).


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