Superhelden halten sich an einen Ehrenkodex und denken immer an den Spruch: „Mit großer Macht kommt große Verantwortung“. Selbst der flappsige Iron Man ist doch eigentlich stets ein Guter. Nur eben einer mit flappsigen Sprüchen. Das gilt nicht für Deadpool.
Im Marvel-Universum ist der „Merc with a mouth“ ein völlig sitten- und skrupelloser Killer, der in jedem Comic aufs Neue ein unfassbares Blutbad anrichtet und dabei Sprüche absondert, die dem sittsamen Amerika einen Schlaganfall nach dem anderen bescheren. Ein solcher Söldner darf nicht mit den Avengers spielen. Und er richtet sich mit seinem Comicheften nur an eine kleine Schar erwachsener Nerds, die den Neukauf in der braunen Papiertüte aus dem Laden tragen.
Und doch kommt Deadpool nun ins Kino – ungeschnitten und in einer sozial-ethisch verwirrenden FSK-16-Version, die nichts für sittsame Geister, Moralisten und Blümchen-Sex-Freunde ist. Dass dieser Film realisiert wurde, liegt übrigens auch an der ewigen Fürsprache von Ryan Reynolds, der mit dafür gesorgt hat, dass der Film genau die Tonlage des Comics trifft. Reynolds, der vorher schon die Verfilmung von „Green Lantern“ in den Sand gesetzt hat, muss ja auch etwas gutmachen.
Und es gelingt. Deadpool ist ein kranker, schräger Streifen, der Freunde fetter Sprüche, durchgeknallter Action-Orgien und jeder Menge unverhohlener Brutalität schier jubilieren lässt. Deadpool würde sagen: „Kinder, geht nicht in diesen Film!“ Und flüstern würde er: „Doch, schleicht euch heimlich rein!“
Im Film arbeitet Wade Wilson für einen schrägen Söldner-Club und übernimmt für Geld kleine, fiese Aufträge. Hier lernt er die Prostituierte Vanessa (Morena Baccarin) kennen und lieben. Doch das Glück hält nicht – es kommt heraus, dass Wade unheilbar vom Krebs befallen ist. Eine geheime Therapie macht aus ihm allerdings ein Monster. Deadpool, wie sich Wade nun nennt, kann nahezu jede Verletzung regenerieren. Dafür sieht er nun aus wie ein „Hoden mit Zähnen“, wie er selbst zugibt. Grund genug, den Bösewicht zu jagen, der ihn so verunstaltet hat.
Deadpool wird mit viel Tempo und einigen Rückblenden erzählt. Der Film bringt die X-Men mit ins Spiel, hat den coolsten Taxifahrer der Welt mit an Bord und sorgt für einen hohen Bodycount bei perfekt choreografierten Fights. Das Beste am Film sind aber tatsächlich die unfassbar durchgeknallten Sprüche und die kleinen, gelungenen Gags am Rande. Die Tonlage, die dieser Film trifft, erinnert an die deutsche Synchronisation von „Die Zwei“ – allerdings auf Speed und Angels Dust.
90 Prozent der Kinogänger werden diesen Film hassen. Die anderen 10 Prozent lieben ihn abgöttisch. (Carsten Scheibe / Bild: 2015 & TM Lucasfilm Ltd. All Rights Reserved.)
Link zum HD-Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=sa-KE1SJ2As
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