Die Politik deutet es vor der Wahl bereits zaghaft an: Wir alle sollen doch bitte schon bald deutlich länger arbeiten als bislang, damit vor der Rente ausreichend Geld zum Ausgeben in den Staatssäckel kommt. Wie sieht das dann wohl aus, wenn wir vielleicht noch mit 80 Jahren munter malochen müssen? Wir werfen einen ersten neugierigen Blick in die Zukunft.
„Lieber Herr Putzki, meinen Sie nicht, Sie könnten etwas schneller arbeiten? Ich als Kunde würde unser Bad in diesem Jahr gern noch einmal benutzen.“
Dankwart Putzki (79): „Sie können sich sicher sein, ich arbeite so schnell, wie es noch geht. Erst klebe ich eine Fliese an die Wand, dann mache ich ein Päuschen. Dann kommt Fliesenkleber an die Wand, dann mach ich ein Päuschen. Dann klebe ich noch eine Fliese an die Wand, dann mach ich ein Päuschen. Alte Arme arbeiten nicht mehr so schnell, wissen Sie? Und eigentlich ist jetzt auch schon wieder Feierabend. Morgen ist ja auch noch ein Tag, oder? Könnten Sie mir vielleicht einen Gefallen tun und mir noch ein Fliesenpaket aus meinem Auto holen? Ich krieg das einfach nicht mehr die Treppen hoch.“
Dr. Reinhold Stahl (82): „Sie wollen nach Malle? Das freut mich aber für Sie.“
Peter Sellenthin: „Nein, nein, Herr Doktor, ich glaub, ich habs an der GALLE. Ich hab immer so Schmerzen in der Seite.“
„Seife? Ja, auf Malle sollte man sich auch immer gut die Hände waschen. Sie wissen ja gar nicht, was man sich auf so einem Urlaub alles einfangen kann. Sind Sie denn auch geimpft?“
„Sie verstehen nicht. Mir tut der Bauch weh.“
„Klee? Na, ob der da unten im Süden wächst, das weiß ich leider auch nicht. Sind Sie denn etwa ein Botaniker?“
„Nein, ich bin krank“.
„Frank? Also bei mir in den Unterlagen steht, Sie heißen Peter. Aber meine Augen sind ja auch nicht mehr die besten, Herr Frank.“
„Sie verstehen mich nicht richtig. Mein Bauch tut weh!“
„Schnee? Auf Mallorca? Also das wäre mir ja ganz neu. Und ich glaube, Sie brauchen eine Brille, ich seh Sie so unscharf.“
„Sie sind der neue IT-Experte, den mir die Zentrale schickt?“
Eckbert Ebeling (86): „Ja, und ich freue mich wahnsinnig auf meine neue Arbeit. Ich kenne mich mit Computern ja in- und auswendig aus, müssen Sie wissen. Zuletzt gab es ja große Fortschritte in dem Bereich. Endlich weg vom DOS-Prompt, sage ich, sicherlich haben Sie ja auch schon Windows XP installiert, oder? Wo verwalten Sie eigentlich die Disketten, falls jemand ein Update braucht?“
„Ähhh…“
„Wie habe ich es vermisst, das Zwitschern der Modems am Morgen zu hören, wenn sie sich in eine BTX-Mailbox einwählen, auf dass wir endlich auch online mit der Welt verbunden sind.“
„Ähhh…“
„Und ich bin ein mitdenkender Mitarbeiter. Ich habe sogar eine Shareware-Diskette mit der neuesten Testversion eines Virenscanners mitgebracht. Haben Sie auch schon von diesen Viren gehört? Da muss man ganz schön aufpassen, sonst werden plötzlich alle Buchstaben grün.“
„Ähhh…“
„Wie schön, Sie sind die neue Soul-Sängerin für heute abend?“
Renate Kluntenbach (83): „Ja, den guten alten Saul kannte ich auch noch persönlich. Der hat mich immer gebucht für die Kirchenabende.“
„Ahhh so?! Na ja egal, was haben Sie denn so im Repertoire?“
„Ich kann beides, Kindchen. Den blauen Engel à la Marlene Dietrich, gern aber auch den ‚kleinen grünen Kaktus‘. A Capella ist aber nicht so meins, ich treff das hohe C nicht mehr. Das liegt am Gebiss, das müsste ich sonst rausnehmen. Soll ich? Und wann kommt denn die Begleit-Band?“
„Wir dachten, Sie singen live zu einer Musik aus dem Computer?“
„Computer? Damit kenne ich mich leider gar nicht aus.“
„Haben Sie denn vielleicht auch etwas Modernes im Angebot?“
„Aber na klar. Udo Jürgens, Heino und die kleine Andrea Jürgens. Bei ihr muss ich aber immer weinen, ihre Lieder sind immer so traurig.“ (CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 185 (8/2021).
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