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Channel: Seite 26 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Falkensteine: Bunt bemalte Steine sind überall in Falkensee versteckt!

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So mancher Spaziergänger wundert sich, wenn er am Falkenhagener See, in der Schweinekuhle oder am Lindenweiher bunt bemalte Steine am Wegesrand aufspürt. Bei diesen Steinen handelt es sich um „Falkensteine“. Wer sie findet, nimmt sie mit nach Hause, postet sie auf Facebook und lässt sie dann ein paar Tage später an anderer Stelle wieder frei. Kerstin Reinold hat die Falkenseer Gruppe gegründet – ihr Steine-Netzwerk wächst von Tag zu Tag.

Um sie zu entdecken, muss man den Blick ein klein wenig schweifen lassen. Sie liegen oft am Wegesrand, lehnen an Baumstämmen oder schlummern in einem Nest aus Moos. Was wird hier gesucht? Bunt bemalte Steine, die problemlos in die eigene Hosentasche passen.

Falkensteine gibt es überall in Falkensee. Diese Steine sind in der Regel glatt und rund, typische Steine eben, wie man sie von einem Ostseeurlaub mit nach Hause nehmen würde. Die Besonderheit bei den Falkensteinen ist aber, dass sie liebevoll bemalt sind. Da hat sich jemand richtig viel Mühe gegeben, um sie mit bunten Motiven zu versehen. Sie zeigen Landschaften, geometrische Muster, Comicfiguren, Tiere oder Häuser. So oder so sorgen sie für den Ausspruch: Das sieht aber hübsch aus!

Für die Falkensteine ist mehr oder weniger Kerstin Reinold (52) verantwortlich. Die Ur-Falkenseerin arbeitet als Pflegeassistentin in der häuslichen Pflege, hört gern Rammstein und wurde im Herbst des letztens Jahres das erste Mal vom Steinebemalen-Virus erfasst: „Ich habe im Oktober meinen ersten Stein gefunden, der lag einfach so auf einem Verteilerkasten. Vorne war ein buntes Motiv aufgemalt. Hinten stand drauf, dass der Stein zur Hennigsdorfer Gruppe gehört und dass man den Fund doch dort in der Facebook-Gruppe posten sollte. Das habe ich dann auch gemacht. Den Stein selbst habe ich einige Tage lang behalten, bevor ich ihn wieder freigelassen habe. Aber mein Interesse war geweckt. Ich sammle schon Steine, seitdem ich ein kleines Kind bin, mein ganzer Garten ist voll davon. Ich hab also ein paar schöne Steine im Garten eingesammelt und sie angemalt. Dafür habe ich mir extra Aquarellmalstifte und Tusche besorgt. Mit Sprühlack wird das Bild am Ende fixiert. Das sind die Vorgaben, die von der anderen Gruppe gemacht wurden. Es ist übrigens verpönt, etwas auf die Steine zu kleben, was abgehen und dann die Natur verschmutzen könnte.“

Kerstin Reinold hat zuvor noch nie wirklich bewusst gemalt. Die ersten Steine sahen wohl noch so aus, als hätten kleine Kinder sie gemalt. Aber die autodidaktische Künstlerin wird besser und besser. Vor allem Schmetterlinge liegen ihr. Inzwischen wird sie wohl schon an die 200 Steine bemalt und „freigelassen“ haben.

Kerstin Reinold: „Ich habe irgendwann selbst erste Steine ausgelegt und die Funde in der Hennigsdorfer Gruppe ‚Berkelstone‘ posten lassen, die über 2.300 Mitglieder stark ist. Mir wurde aber schnell klar, dass Falkensee eine eigene Gruppe braucht. Diese Steingruppen gibt es übrigens überall in ganz Deutschland, das ist keine regionale Erscheinung. Und so ist die Facebook-Gruppe ‚Falkensteine‘ entstanden. 120 Mitglieder nutzen den Online-Auftritt bereits, um hier täglich ihre Funde zu posten. Dazu reicht es aus, in der Gruppe ein Foto vom Stein und den Fundort zu veröffentlichen.“

Falkensteine: Und täglich kommen weitere Steine hinzu!

„Man geht auf jeden Fall viel aufmerksamer durch die Gegend“, sagt Kerstin Reinold, die ihre Steine in einer kleinen Holzkiste sammelt.

Ganz egal, ob am Hexenhaus, im Bredower Forst oder am Neuen See: Die bunt angemalten Steine finden sich längst überall im ganzen Ort. Und Tag für Tag werden die Steine ganz zufällig von Menschen gefunden, die die Idee dahinter noch gar nicht kennen. Da ist es gut, dass auf der Rückseite der Steine stets eine „Gebrauchsanweisung“ zu finden ist – mit der Aufforderung, den Fund auf Facebook zu posten.

Kerstin Reinold: „Manche Steine tauchen immer wieder einmal an den unteschiedlichsten Orten in Falkensee auf, das ist natürlich immer eine große Freude für denjenigen, der den Stein bemalt hat. Andere Steine verschwinden einfach und werden nie wieder gemeldet. Vielleicht wurden sie ja nie gefunden, weil sie zu gut versteckt wurden. Mitunter werden sie auch einfach behalten. Und natürlich hat nicht jeder Finder einen eigenen Facebook-Account. Ich habe auch von einem Fall gehört, da hat eine ältere Dame einen Stein gefunden, den fand sie so schön, dass sie ihn ihrem verstorbenen Mann aufs Grab gelegt hat.“

Was Kerstin Reinold selbst auf die Steine malt, das ist komplett tagesabhängig: „Einen richtigen Stil habe ich noch gar nicht gefunden. Ich weiß nur: Blumen liegen mir so gar nicht. Ich male besonders gern Landschaften am Wasser. Und wenn ich so richtig leer im Kopf bin, male ich Vogelhäuser, die gehen mir besonders gut von der Hand. Wenn ich einmal nicht schlafen kann, kann es schon einmal passieren, dass ich bis morgens um zwei über meinen Steinen hocke und den Pinsel schwinge.“

In Falkensee besteht der harte Kern der Falkensteine-Gruppe zurzeit aus etwa zehn kreativen Malern und Malerinnen, die ständig neue Steine produzieren und freilassen. Kerstin Reinold: „Da kann es durchaus schon einmal passieren, dass manche Spaziergänger auf einer Runde gleich sechs oder sieben neue Steine finden.“

Vor allem die Kinder sind natürlich immer ganz aus dem Häuschen, wenn sie einen bunt angemalten Stein finden – sie sind auch schnell für die Idee zu begeistern. Kerstin Reinold: „Gerade im Corona-Lockdown ist das Steinebemalen natürlich eine tolle und auch rundherum sichere Freizeitbeschäftigung. Viele Kinder greifen dann selbst zum Pinsel und gestalten eigene Steine.“

Auch Melanie Mohrenweiser schwingt bereits den Pinsel

Die Falkensteine-Gruppe wächst von Tag zu Tag. Auch Melanie Mohrenweiser (50) aus Dallgow-Döberitz ist mit dabei.

Die Praxisanleiterin bei einem Berliner Pflegedienst und nebenberufliche PepperParties-Beraterin sagt: „Was ich an Falkensteine so mag, das ist die Kreativität, weil man so viele tolle Motive auf seine Steine malen kann. Es ist ja auch spannend, für einen Stein, den man gerade zur Hand hat, das exakt passende Motiv zu finden. Oft gibt für mich die Form des Steines bereits das spätere Bild vor. Um loszulegen, brauche ich nicht einmal viel: meine Farben, meine Steine und ein bisschen Ruhe beim Malen. Das Auslegen der fertigen Steine ist dann für mich die Aktivitätskomponente bei der Geschichte, weil man sich ja da auch einmal ein bißchen an der frischen Luft bewegt. Das kommt in den jetzigen Zeiten ja oft viel zu kurz. Ich nehme dann immer meine Mama mit, die ist schon über siebzig. Wir gehen zusammen spazieren, legen unsere gemeinsam bemalten Steine aus und freuen uns, wenn wir über #falkensteine eine Rückmeldung bekommen und mitbekommen, dass wir anderen Menschen eine Freude machen konnten. Der Austausch der gefundenen Steine auf der Facebook-Seite schafft in der Falkensteine-Gruppe auch eine Art Zusammengehörigkeitsgefühl, ohne dass man sich bislang wirklich begegnet wäre. Aber man findet ja ständig die Steine der anderen und freut sich dann gegenseitig bei jedem Posting.“ (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 181 (4/2021).

Der Beitrag Falkensteine: Bunt bemalte Steine sind überall in Falkensee versteckt! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.


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