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Channel: Seite 26 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Eisenbahn-Café: Elstal soll ein neues Begegnungszentrum bekommen!

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Tobias Köpke ist vor fünf Jahren nach Elstal gezogen. Hier fühlt er sich wohl und hat einen neuen Lebensmittelpunkt gefunden. Ein Problem, das ihn als Zugezogenen umtreibt, ist allerdings der fehlende Kontakt zu den anderen Elstalern: „In den letzten fünf Jahren haben sich für mich zu wenig Gelegenheiten ergeben, um andere Menschen kennenzulernen. Wo sieht man sich denn einmal? Höchstens beim Einkaufen. …

… Für mich gehört deswegen eine Begegnungsstätte im Ort zwingend mit dazu.“

Das sieht auch die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Elstal (EFG) so. Die Gemeinde, die gerade einmal 25 Mitglieder stark ist und zu den Baptisten zählt, hat bereits seit vielen Jahren die Idee von einem neuen Begegnungsort für alle Elstaler im Hinterkopf. Joachim Gnep von der EFG: „Wir waren lange Zeit auf der Suche nach einer Begegnungsstelle für die Bürger, um vor Ort ehrenamtliches Engagement zu ermöglichen und den Zusammenhalt zu stärken. Allerdings haben wir keine Räumlichkeiten gefunden, die wir hätten anmieten können.“

Aus der Not wurde zunächst eine Tugend. Eine wachsende Truppe von Baptisten aus der Gemeinde sowie weiteren Elstalern startete im Sommer 2017 zunächst die Aktion „Vier Beine für Elstal“. Joachim Gnep: „Wir haben einen tollen historischen Tisch organisiert und ihn auf der grünen Wiese gleich gegenüber vom Supermarkt aufgestellt. Diese Wiese gehört der Gemeinde Wustermark, das war kein Problem. Am Freitag ab 16 Uhr haben wir die Tischdecke ausgerollt, Kaffee und Kuchen bereitgestellt und die Elstaler dazu eingeladen, an unserem Tisch Platz zu nehmen und mit uns ins Gespräch zu kommen. Das war ein erster Anfang, aber noch lange nicht das, was wir uns vorgestellt haben.“

Vor drei Jahren kam dann plötzlich die Idee – wie ein Geistesblitz! Denn was passt am besten zu Elstal? Natürlich die Eisenbahn. Wie wäre es denn da mit einem eigenen Eisenbahn-Café?

Joachim Gnep: „Die Immanuel Albertinen Diakonie hat uns ein Grundstück in der Nähe von dem von ihnen betriebenen Seniorenheim zur Verfügung gestellt – für eine symbolische Miete im Monat. Und anschließend ist es uns tatsächlich gelungen, einen Eisenbahnwaggon zu finden.“
Der Besitzer dieses Waggons war Thomas Nebelung: „Mir gehörten zwei Waggons, die auf dem Bahnhof Elstal stehen. Einen davon habe ich nun gesponsort. Ich wurde freundlich gefragt. Ich finde das Projekt toll, das unterstütze ich gern.“

Es hat lange Monate gedauert, bis aus der fixen Idee ein reales Projekt wurde. Joachim Gnep: „Das ganze Projekt (http://baptisten-elstal.de/eisenbahn-cafe.html) war und ist mit immensen Kosten verbunden. Die Gemeinde hat 25.000 Euro Eigenkapital bereitgestellt, das entspricht tausend Euro pro Mitglied. Dann haben wir beim Wustermarker Bürgerbudget 2018 den zweiten Platz belegt und weitere 10.000 Euro erhalten. Wir haben verschiedene Förderpreise gewonnen und über unsere Spendenseite auf Betterplace.org weitere Gelder einsammeln können. Auf diese Weise konnten wir über 55.000 Euro auf die hohe Kante legen. Das Geld brauchen wir aber auch dringend, so etwa für umfangreiche Sanierungsarbeiten am Bahnwaggon, für den Transport des Waggons vom Bahnhof auf das Grundstück in der Rosa-Luxemburg-Allee 35 und für erste Räumungsarbeiten auf dem Gelände.“

Und natürlich waren da auch noch die Mühlen der Bürokratie. Zwar haben Wustermarks Bürgermeister Holger Schreiber und die Mitglieder des Gemeinderats stets alles dafür getan, um dem Projekt die Steine aus dem Weg zu räumen. Aber: Manches muss eben doch auf dem langen Papierweg erledigt werden. Joachim Gnep: „So brauchten wir für unseren Bahnwaggon tatsächlich eine eigene Baugenehmigung. Eigentlich hätten wir auch das Energieeinsparungsgesetz beachten müssen. Hier wurden wir aber zum Glück von der Auflage befreit, den Waggon mit 30 Zentimeter Dämmmaterial abzudichten.“

Das „Orga-Team“ für das geplante Eisenbahn-Cafe besteht aus neun Leuten. Stolz war das kleine Team, als der Waggon am 9. November endlich auf einen überlangen Spezialtransporter verladen wurde. Marco Rothe: „Ich konnte die halbe Nacht davor nicht schlafen, weil ich mir immer wieder vorgestellt habe, was bei dem Transport alles hätte schiefgehen können.“

Am Ende wurde der Waggon von den Schienen auf den Transport gezogen. Eine Aktion mit dem Kran wäre ungleich teurer geworden. Die Kranaktion stand dafür am 10. November in der Rosa-Luxemburg-Allee an: Hier musste der Waggon vom Transporter auf ein auf dem Rasen vorbereitetes Gleisbett mit Schienen gehoben werden.

Joachim Gnep: „Es ist jetzt noch ganz viel zu tun. Die Auffahrten müssen gemacht werden, wir wollen den Waggon anmalen, die Toilettenwege sind anzulegen und eine Küche brauchen wir auch. Wir brauchen dafür bestimmt noch einmal 55.000 Euro und hoffen auf weitere Spenden. Wenn alles gelingt, könnte ich mir vorstellen, dass wir im Frühjahr 2021 Eröffnung feiern könnten. Im Waggon hätten wir 40 Plätze für Besucher und Gäste. Unser Plan wäre es, das Eisenbahn-Cafe zunächst drei Mal in der Woche zu öffnen. Wobei wir erst noch feststellen müssen, welche Tage für die Elstaler am besten geeignet sind. Wir wollen Kaffee und Kuchen anbieten, sind hier aber auch ganz auf Spenden aus der Küche angewiesen. Auf Gedeih und Verderben angewiesen sind wir auch auf ehrenamtliche Helfer, die uns dabei unterstützen, das Café auf nichtkommerzieller Ebene zu betreiben. Vielleicht kommen wir auch nicht umhin, eine Minijobstelle zu schaffen, damit wenigstens eine Person immer vor Ort ist.“

Gelingt alles und das Eisenbahn-Café eröffnet im Frühjahr, so sollte niemand vor Ort eine lange Speisekarte erwarten. Joachim Gnep: „Wir sind primär ein Treffpunkt und kein Restaurant. Wir möchten den Menschen die Möglichkeit geben, sich vor Ort zu treffen und auszutauschen. Die Begegnungsstätte steht im Vordergrund. Verschiedene kulturelle und politische Veranstaltungen können wir uns ebenso vorstellen wie verschiedene Stammtische. Gern können auch Vereine das Café benutzen, um sich zu treffen.“

Wibke Beulshausen aus Elstal freut sich schon: „Ich freue mich auf die Begegnungen und auf das, was daraus entsteht. Man kann die Menschen wieder aus Facebook und dieser virtuellen Blase herausholen und dazu beitragen, dass sie sich wieder mehr im echten Leben miteinander vernetzen.“ Marco Rothe: „Das Konzept ist so offen, da kann man am Ende ganz viel daraus machen.“ (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 177 (12/2020).

Der Beitrag Eisenbahn-Café: Elstal soll ein neues Begegnungszentrum bekommen! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.


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