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Channel: Seite 26 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Uwes Kolumne: Echt geplättet oder: Die Bügeleisenaffäre

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UWE_DSC0009ck„Es tropft“! Diese Worte meiner besseren Hälfte, mit Betonung auf „bessere“, veranlassten mich sofort zum Handeln. Pflichtbewusst rannte ich in den Keller und suchte im gut sortierten und aufgeräumten Werkzeugkasten ca. zwei Stunden nach der Wasserstrahlbiegezange – oder wie der gut ausgebildete Handwerker sagt: der Rohrzange.

So hätte es sein können, wenn ich mich nicht im Energiesparmodus befunden hätte. Da dauert es mit dem Hochfahren der Systeme etwas länger.

Meine Reaktionszeit bei Dingen, die mit häuslicher Arbeit zu tun haben, beträgt in der Regel mindestens, wenn nicht noch länger. Immerhin: Wenn ich sage, ich mache das, dann mache ich das, da braucht meine Frau mich nicht jeden Monat im Jahr wieder neu daran zu erinnern.

Also reagierte ich wie üblich. „Hmmm ja“!? Der nachfolgende Monolog meiner Hauschefin zeigte mir, dass es überaus klug war, nicht sofort zur Zange oder zu ähnlichem Handwerkszeug gegriffen zu haben. Ich hätte mich vermutlich ziemlich blamiert, denn es war das Bügeleisen, das tropfte – und das führte zur Einstellung der Bügeltätigkeit. Vor meinem geistigen Auge zerplatzte der Traum von einem neuen lichtstarken Objektiv für die Nikon und verwandelte sich in eine Luxus Hightech Bügelstation. Also ein Bügeleisen, neu und sofort, das war hier die Botschaft der Stunde.

Wozu gibt es das Internet? Richtig, um einfach mal schnell shoppen zu gehen. Bloß nicht mit der Holden den Samstag in irgendeiner Shopping-Mall vertrödeln und Gefahr laufen, dass die Mädels auch noch Schuhe kaufen möchten. Also habe ich mir schnell ein paar Tests durchgelesen und die Online-Preise verglichen. Vorher habe ich noch schnell die Göttergattin nach ihren besonderen Wünschen gefragt. Die Vergangenheit hatte gezeigt, dass nicht immer unbedingt das beste und luxuriöseste Produkt das Wohlwollen der Benutzerin fand. Meine Wahl fiel auf ein bestimmtes Gerät, das ich auch gleich bestellte.

Als das Gerät nach zwei Tagen eintraf, präsentierte ich meine Beute sofort der besseren Hälfte. Der erwartete Freudenschrei und das Um-den-Hals-Gefalle blieben aber leider aus. Stattdessen gab es Geschimpftes – und zwar vom Stück. Der Hauptgrund: Das Bügeleisen war hinten irgendwie offen. Ich fand, das sah elegant aus. Meine Frau war aber der Meinung, das Bügeleisen würde deswegen nicht sicher stehen können. Okay!? Naja, der Wassertank war ihr auch zu klein und die Befüllöffnung war ihr auch nicht genehm. Die folgende Diskussion konnte ich nur verlieren. Da leite ich doch lieber Friedensverhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern.

Also wollte ich das gute Stück wieder zurückschicken. Auf meine Bitte nach Umtausch hörte ich vom Händler – was? Nichts! Das alte Bügeleisen war inzwischen zum Springbrunnen mutiert. Auch aus meiner Frau sprudelte etwas, nämlich wüste Beschimpfungen. Gegen mich und das Bügeleisen.

Die Krise drohte sich zu verschärfen. Ich war erneut zum Handeln gezwungen. Also bin ich doch noch in den Elektromarkt gedüst. Schon am Eingang fiel mir die Sonderverkaufsfläche auf. Palettenweise gab es hier zufällig gerade was? Richtig: Bügeleisen, und das in Hülle und Fülle. Euphorisch und voller Enthusiasmus prüfte ich das Angebot und griff kurzentschlossen zu. Meine Wahl fiel auf ein neues Gerät. Das hatte einen großen Tank, eine große Standfläche, wenn man es hochkant stellt, und eine zusätzliche Keramikbügelsohle. Außerdem war die Einfüllöffnung gigantisch. Die befand sich nämlich hinten und nicht vorne, wie bei den anderen Dampfbügeleisen. Quasi also perfekt.

DAS war dann auch das Problem. Offensichtlich differierten meine Ansichten von Perfektion mit der der Hausherrin. Kurzum, ich hatte Glück, dass mir das gute neue Stück nicht gleich gegen den Kopf geworfen wurde. Bemängelt wurde dieses Mal die Befüllung des Dampfbügeleisens. Denn beim Befüllen der Öffnung hinten tropfte es gleich vorne wieder raus.

Ich war kurz vorm Ausflippen. Mir fiel spontan der Satz von Thomas Gottschalk ein: „Ich habe während unser Ehe nie an Scheidung gedacht. An Mord aber schon!“ Okay, das wäre eine Option, aber was mache ich dann mit dem Bügeleisen? Wieso dem? Es waren ja jetzt schon zwei, die ungenutzt unseren Haushalt zierten. Auf meine Umtauschbitte beim Online-Versand gab es weiterhin keine Reaktion. Die erfolgt übrigens nie.

Inzwischen hatte ich meine Frau überzeugt, dass eines der beiden neuen Dampfbügeleisen sicherlich immer noch besser sei als die mittelalterliche Version aus Eisen, die man mit Kohlen befüllte. Zwar redete sie eine Woche nicht mit mir und wenn, dann brabbelte sie nur irgendwas von „du kannst dir deine Sch…Hemden in Zukunft alleine bügeln“, aber das eine neue Bügeleisen ist immer noch im Einsatz.

Übrigens: Männer, die ihren Frauen zum Geburtstag oder zu Weihnachten Haushaltsgeräte schenken, sind Singles. Sie wissen es nur noch nicht. (Uwe Abel, Foto oben Maike Abel).


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