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Channel: Seite 26 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Bürgerdiskussion um Neugestaltung des Falkenhagener Angers: Schwimmende Plattform?

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Es gibt so viele aktuelle Baustellen in Falkensee. Nun kommt noch eine weitere hinzu. Der Falkenhagener Anger an der Kreuzung Bahnhofstraße und Falkenhagener Straße soll neugestaltet werden. Baudezernent und stellvertretender Bürgermeister Thomas Zylla: „Mit diesem Thema beschäftigen wir uns schon lange. Die Stadt Falkensee hat sich mit einem entsprechenden Plan bei der Ausschreibung ‚Zukunft Stadtgrün‘ beworben – und gewonnen. …

… Wir erhalten nun Fördermittel zur Aufwertung des Angers.“

Kathrin Pollow, Amtsleiterin der Stadtplanung Falkensee: „Bei diesem Bund-Länder-Programm geht es um eine siebenstellige Förderung, an der sich die Stadt Falkensee aber zu einem Drittel beteiligen muss.“

Die Fördergelder sollen eingesetzt werden, um eine „behutsame Neugestaltung des Falkenhagener Angers als historischer Ortskern und grüner Stadtraum für alle Bürgerinnen und Bürger“ zu finanzieren.

Die MSB Landschaftsarchitekten haben in Zusammenarbeit mit der Stadt Falkensee bereits einen ersten Plan mit möglichen Umbaumaßnahmen erstellt. Dieser wurde am 3. März im Rahmen eines für alle Anwohner und Bürger offenen Workshops vorgestellt, der abends im Rathaussitzungssaal durchgeführt wurde. Über 50 Personen, darunter viele Anlieger, folgten der Einladung. Das Büro „werkstatt freiräume +“ war vor Ort, um durch den Abend zu führen und auch, um weitere Vorschläge der Bürger zur Gestaltung des Falkenhagener Angers einzusammeln.

Bernward Benedikt Jansen kümmerte sich um die Moderation und richtete sich an die Bürger: „Sie sind keine Entscheider. Das sind andere. Sie können aber den Prozess mit eigenen Ideen anreichern.“

Die Ideen der Landschaftsarchitekten

Bevor eben diese Ideen erarbeitet wurden, stellten zunächst einmal die MSB Landschaftsarchitekten ihre Ideen vor. Johannes Hügle präsentierte ausgefeilte Pläne.

Im westlichen Bereich des Angers, gleich gegenüber vom Rathaus, soll das Rathaus viel besser an den Parkbereich angeschlossen werden. Ein neuer Weg führt damit von der Freimuthstraße durch den grünen Angerbereich bis zum Rathaus. Das Mahnmal in der Mitte des Platzes soll neues Zentrum dieses Bereichs werden – mit einem neuen Wegesystem und flankiert von neuen Pflanzungen, einem kleinen Spielplatz und neuen Sitzgelegenheiten. Johannes Hügle: „Viele Paare nutzen den westlichen Anger nach einer Hochzeit im Standesamt für einen kleinen Empfang oder für erste Fotos. Ein Spielplatz könnte während dieser Zeit bereits von den teilnehmenden Kindern genutzt werden.“

Deutlich stärkere Veränderungen sehen die Planer im zentralen Angerbereich rund um den alten Löschteich vor. Hier möchte man den Rundgang verbreitern und das Wegesystem optimieren. Am Kriegerdenkmal an der Freimuthstraße könnte so ein neuer Ruhebereich mit Sitzbänken entstehen. Gegenüber vom Haus am Anger denkt man sich eine Freiluft-Galerie, in der Künstler aus dem Creativen Zentrum ihre Kunstwerke der Öffentlichkeit vorstellen. Außerdem sind großflächige Blühwiesen an drei Standorten rund um den Angerteich geplant – auch, um Raum für bedrohte Insektenarten zu schaffen. An der Haltestelle, die zur Bahnhofstraße hin gelegen ist, und an der immer viele Schüler auf den Bus warten, könnte man verschiedene Sitz- und Bewegungsangebote schaffen.

Das sicherlich stärkste Pfund, mit dem die Landschaftsarchitekten auftrumpfen können, ist eine schwimmende Plattform auf der Seite zur Falkenhagener Straße hin. Sie soll auf dem Teich platziert werden, wobei sie durch ihre Konstruktion unterschiedliche Wasserstände ausgleichen kann. Auf der Plattform könnten Aufführungen stattfinden, sie könnte aber auch zum Chillen einladen. An dieser Uferseite sollen zusätzlich Sitzstufen in die Uferböschung eingelassen werden – wie in einem Amphitheater.

Die Ideen der Falkenseer Schüler

Bereits vor dem abendlichen Workshop der Bürger hatten sich 17 Schüler im Rathaus getroffen, um eigene Ideen zu entwickeln. 14 Schüler stammten aus den Leistungs- und den Grundkursen der Geographie der 12. Klassen. Drei Mitglieder des Jugendforums nutzten ebenfalls die Gelegenheit dazu, sich einzubringen. Ein Workshop mit Kindern aus einer Falkenseer Kita soll noch folgen.

Die Jugendlichen wünschen sich einen Grillplatz. Sie möchten gern überall auf dem Anger weitere Sitzmöglichkeiten platziert wissen. Sie würden sportliche Übungsgeräte an der Bushaltestelle platzieren, eine Graffitiwand aufstellen und ein Blumenbeet anlegen, dessen Blumen farblich abgestimmt das Wappen von Falkensee zeigen. Sie würden den Verkehr in der kleinen Durchgangsstraße an der Kirche für den Verkehr sperren, einen Zebrastreifen am Rathaus durchsetzen und Liegebänke aus Holz aufstellen. Ein kleines Volleyballfeld könnte ebenso entstehen wie ein Basketballplatz. Wildblumen für Insekten stehen ebenso auf dem Plan der Jugendlichen wie Insektenhotels. Kostenlose Trinkwasserspender, ein Fahrradverleih, in den Boden eingelassene Trampoline oder ein kleines Eiscafé waren weitere Vorschläge für eine Neugestaltung des Angers.

Die Schülerin Julia brachte einen weiteren wichtigen Punkt zur Sprache: „Der Angerbereich ist viel zu offen zu den Straßen hin. Wir wünschen uns eine abgeschottene Parksituation, wobei die Grünflächen durch Hecken von der Straße abgegrenzt werden und es einen zentralen Eingang gibt.“

Die Vorschläge der Jugendlichen wurden gewürdigt. Es hieß aber auch von Bernward Benedikt Jansen: „Die Planung wurde bereits mit der Verwaltung vorbesprochen. Es gab schon eine klare Ausein­andersetzung. Man muss nicht alles neu erfinden.“

Anwohner fürchten „Kifferplattform“

Ein wenig überrascht wurden die Planer vom skeptischen Echo der Anwohner, die gleich direkt gegenüber vom Falkenhagener Anger wohnen – vor allem in der Freimuthstraße.

Da im Rahmen der Neugestaltung auch die Freimuthstraße angefasst werden soll und wahlweise das Kopfsteinpflaster in aufbereiteter Form behält oder aber ein Betonpflaster oder eine Asphaltschicht bekommt, fürchten die Anwohner, dass diese „entrumpelte“ Straße in Zukunft noch mehr als Abkürzung verwendet wird. Die Autofahrer könnten somit über die Freimuthstraße die Ampel an der Kreuzung umgehen.

Hier machten die Planer aber deutlich, dass noch keine Entscheidung getroffen wurde – weder für die Art des Straßenbelags noch für die Anzahl der anschließend verbeibenden Stellplätze.

Cornelia Kurda meldete sich ebenfalls zu Wort: „Ich wohne genau am Angerteich. Schon jetzt werden wir regelmäßig in unserer Nachtruhe gestört, weil viele Jugendliche hier in den späten Abendstunden mit wummernden Bässen Musik hören und Krach machen. Ich bin schon so oft morgens um drei unten gewesen, um für Ruhe zu sorgen. Das wird ja nicht besser werden, wenn es zusätzliche Aufenthaltsangebote gibt. Wo ist mein Lärmschutz, wo bleibt meine Erholung?“ In den sozialen Netzwerken wurde die geplante schwimmende Plattform bereits als zukünftige „Kifferplattform“ bezeichnet. Dazu hieß es von Seiten der Planer: „Im städtischen Leben wird man Kompromisse schließen müssen.“

Eine zweite Workshoprunde mit den Bürgern soll es am 16. Mai geben. (Text / Foto: CS / Planungsskizzen: MSB Landschaftsarchitekten Partnerschaft mbB)

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 169 (4/2020).

Der Beitrag Bürgerdiskussion um Neugestaltung des Falkenhagener Angers: Schwimmende Plattform? erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.


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