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Channel: Seite 26 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Bei den Jägern: Drückjagd im Brieselanger Forst zur Reduzierung des Wildes!

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Am frühen Nachmittag des 30. Novembers war die mit großem Aufwand angesetzte Ansitzdrückjagd im Brieselanger Forst weit vor der erwarteten Zeit auch schon wieder zuende. 49 Schützen, 17 Treiber, 16 Stöberhunde und 9 Nachsuchehunde fanden sich allmählich wieder auf dem Gelände an der Nauener Chaussee 2 in Brieselang ein. Das gehört dem Landesbetrieb Forst Brandenburg.

Auf den ausgebreiteten Tannenzweigen lagen als Ergebnis der Jagd 32 Wildschweine, sieben Rehe und ein Dammkalb – frisch vor Ort ausgenommen und aufgebrochen, damit die Wärme entweichen kann und das Fleisch nicht schlecht wird. Auch zwei Füchse waren geschossen worden.

Jäger Peter Uzt (Name auf Wunsch geändert) erklärt: „Die Drückjagden finden jedes Jahr aufs Neue statt, um den Wildbestand zu kontrollieren. Zurzeit ist das ganz besonders wichtig, weil die hochansteckende Afrikanische Schweinepest bereits in Polen gemeldet wurde und ein eingedämmter Schwarzbildbestand dazu beitragen kann, dass sich die Seuche nicht auch bei uns weiter verbreitet. Gestern waren wir in Waldheim, heute im Gebiet Loden. Beide Reviere gehören zum Landesforst. An der Jagd nahmen Forstbedienstete, Begehungsscheininhaber und eingeladene Jäger – hier vor allem Hundeführer – teil.Die Jäger schießen das Wild nicht aus Jux und Dollerei, sondern mit dem Gedanken, die Anzahl der Tiere in einem natürlich verträglichen Rahmen zu halten. Die Wildschweine werden immer mehr. Und das Dammwild verbeisst die jungen Triebe bei den nachwachsenden Bäumen. Die Füchse werden in der Regel nicht geschossen, weil sie Mäuse fressen und deswegen nützlich für uns sind. Hier wurde eine Ausnahme gemacht, weil es im Gebiet eine Wiesenaue mit einem Fasanbestand gibt, den wir schützen wollen.“

Die Pflege des Tierbestandes sei wichtig, erklären die Jäger. Über eine Million Rehe würden im Jahr in ganz Deutschland geschossen werden, hinzu kämen 800.000 Wildsauen. Würde man nicht in den Bestand eingreifen, käme es zu einer explosionsartigen Vermehrung der Tierarten. Ein natürlicher Feind fehlt.

Rainer Koglin, der bis vor sechs Jahren Stadtjäger in Berlin war: „200 Wölfe soll es inzwischen in Brandenburg geben. Was sich der Wolf aus der Natur wegholt, das fällt uns Jägern noch gar nicht auf. Was wir aber beobachten, ist das veränderte Verhalten der Tiere im Wald. Die Wildschweine schließen sich zum Schutz zu größeren Rotten zusammen und die Rehe sind stets im Sprung, sind also viel scheuer und vorsichtiger. Als Hundeführer willst du dich mit dem Wolf nicht anlegen. Kein Hund hat eine Chance gegen den Wolf. Manche Hundeführer gehen schon gar nicht mehr dahin, wo der Wolf gesehen wurde.“

So eine Ansatzdrückjagd muss übrigens ganz genau geplant werden – sie ist ein bürokratischer Akt mit viel Papierkram. Im Gelände nehmen die Schützen Platz auf den Hochsitzen. Sie müssen so platziert sein, dass sie ein freies Schussfeld haben und der Schuss sicher nach unten geht und weder Kollegen noch Spaziergänger gefährdet. Die Treiber scheuchen mit ihren Hunden das Wild auf und sorgen dafür, dass es in die Schussbahn der Schützen läuft. Damit die Jagdhunde nicht aus Versehen mit beschossen werden, tragen sie leuchtende Warnjacken. Die Schützen dürfen ihre Position nicht verlassen. Sie müssen auch jeden einzelnen Schuss protokollieren. Wer zwei ungeklärte Fehlschüsse hat, darf nicht weiterschießen. Dann ist etwas mit der Waffe nicht in Ordnung oder der Schütze hat einen schlechten Tag.

Noch während der Jagd wird übrigens eine Aufbrechpause durchgeführt. Jäger Peter Uzt erklärt: „Das Wildfleisch wird sonst sehr schnell schlecht – es verhitzt. Deswegen müssen die Tiere fast umgehend aufgebrochen werden. Die Eingeweide nehmen wir in einem Sack mit oder wir lassen sie liegen – fürs Raubwild oder die Aasfresser.“

Die Jagdhunde, die bei der Ansitzdrückjagd mit dabei sind, müssen alle eine Prüfung absolviert haben. Sie müssen aufs Wort gehorchen und schussfest sein. Manche haben sogar eine Schweissprüfung absolviert. Sie können die Blutspur angeschossener Wildtiere aufnehmen und so verwundeten Tieren nachspüren, die nicht beim ersten Schuss tot umgefallen sind.

Nach der Jagd zeigte sich Ingolf Basmer sehr zufrieden. Er ist Leiter der Landeswaldoberförsterei Grünaue mit Sitz in Rathenow: „Pausin ist eins von zwölf Revieren, das wir unter unserer Obhut haben. Steht eine Ansitzdrückjagd an, übernehmen die Revierleiter die Aufgabe der Jagdleitung. Das war heute Thomas Peters.“

Thomas Peters: „Die Drückjagdsaison beginnt im November und endet Mitte Januar. Wir bejagen alle Reviere und führen in jedem Revier wenigstens zwei Drückjagden durch.“

Vor Ort gab es übrigens noch eine große Überraschung. Ein Wildschweinkeiler wog aufgebrochen noch immer ganze 91 Kilo. Die fingerlangen Hauer, die rechts und links aus der Schnauze ragten, zeigen, dass man sich mit diesem Tier zu Lebzeiten besser nicht hätte anlegen sollen. Jetzt freut sich eins der umliegenden Restaurants über das Wildbret aus der Nachbarschaft. Die Jäger vermarkten das Fleisch übrigens nicht selbst. Die Preise sind im Keller – und das, obwohl das Wildfleisch das beste ist, was man für Geld kaufen kann. Die Tiere standen schließlich ihr Leben lang im Freien, fraßen nur die beste Nahrung und kamen nie mit Antibiotika oder mit anderen Medikamenten in Berührung.

Ein Wildhändler kam am Ende und nahm den gesamten geschossenen Bestand mit. Er ist berechtigt, die vorgeschriebene Trichinenschau durchzuführen.Ingolf Basmer: „Wir sind froh, dass wir den Wildhändler haben und das Fleisch so noch verwertet wird. Nichts ist für einen Jäger schlimmer, als wenn genießbares Wild nicht entsprechend genutzt werden kann.“

Zum Schluss formierten sich die Jagdbläser an der ausgelegten Strecke und beendeten den Jagdtag mit dem Bläsersignal „Jagd vorbei.“ (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 166 (1/2020).

Der Beitrag Bei den Jägern: Drückjagd im Brieselanger Forst zur Reduzierung des Wildes! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.


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